Die vierte Tram in Luxemburg

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Die neue Luxtram, die am kommenden Sonntag den Betrieb aufnimmt, ist bereits die dritte Straßenbahn der Stadt Luxemburg und die vierte im Großherzogtum.

Die erste „Stater“ Tram, die „Société anonyme du tramway luxembourgeois“ (SATL), eine Pferdetram, verkehrte von 1875 bis 1908 auf Normalspur zwischen dem Bahnhof und der Oberstadt. Die zweite (und erste „Elektrische“) fuhr von bis 1908 bis 1964 auf Meterspur als „Tramways de la ville de Luxembourg“ (TVL) und bediente zwölf Linien auf einem Netz, das 1937 in seiner größten Ausdehnung eine Länge von 31,2 Kilometern erreichte.

„Luxtram“ und die „TICE“

Und die dritte, die „Luxtram“, fährt ab 2017 wieder auf Normalspur über zunächst 4,6 und dann ab 2021 über 16 km Streckenlänge. Von 1927 bis 1956 verbanden die „Tramways intercommunaux du canton d’Esch“ (TICE) zudem in der Minetteregion Düdelingen mit Rodange. Zentrum dieses 53,7 km langen Netzes war Esch.

Eine Zweigstrecke führte übers Kayler „Poteau“ nach Rümelingen. In mehreren Orten gab es innerstädtische Lokallinien. Dieses System funktionierte mit der für Trams relativ hohen Spannung von 1.100 V.


Mit der Tram an die Nordsee

Bei unseren Nachbarn gab es einst so einige Tramnetze: Die belgische Provinz Luxemburg besaß zwar keine städtische Straßenbahn, wurde aber vom riesigen Netz der Vizinaltrams (SNCV), dem größten seiner Art weltweit, erschlossen: Hier bestanden u.a. die Strecken Arlon-Ethe (1892-1937), Arlon-Martelingen (1910-1952), Martelingen-Bastogne-Marche (1900-1960).

Eine SNCV-Tram vom Typ S in Anderlues bei Charleroi

Einst hätte man theoretisch mit dem „Vicinal“, von dem heute nur noch die „Kusttram“ zwischen Knokke und De Panne im täglichen Einsatz steht, sogar von Martelingen bis an die Nordsee fahren können. Und bis nach Martelingen kam man mit dem „Naerdener Jangeli“ (1890-1953), jener Vizinalbahn, welche in Noerdingen an die normalspurige Attertlinie Petingen-Ettelbrück (1873-1967) Anschluss hatte.

In Lothringen verfügten Longwy (1902-1935), Thionville (1912-1952), Metz (1902-1948), Hagondange (1912-1964), Nancy (1898-1958, Wiedereinführung 2022), Forbach (1911-1950) und Saint-Avold (1910-1944) über eine Tram. Im Saarland fuhren Trams in Saarbrücken (1899-1965, Wiedereinführung 1994), Völklingen (1909-1959), Neunkirchen (1907-1958), Saarlouis (1913-1961) und Dillingen (1913-1957). In Rheinland-Pfalz u.a. in Trier (1905-1951).


Die Tram ist technisch so aktuell wie das Auto

Tramgegner lästern ebenso gerne wie ahnungslos über die Tram als eine angeblich veraltete „Technik aus dem 19. Jahrhundert“. Die erste elektrische Tram wurde 1880 in der damaligen russischen Hauptstadt Sankt Petersburg erprobt. Carl Benz gab erstmals im Jahre 1886 in Mannheim mit seinem Motorwagen Gas. Auto und Straßenbahn sind also durchaus Zeitgenossen.

Hightech auf Rädern: Hier sieht man ein Niederflur-Triebdrehgestell einer Luxtram

Beide Vektoren haben auch einen vergleichbaren technischen Fortschritt erlebt. Die 1964 abgewrackte Luxemburger Tram (die damals über den Stand der Technik von ungefähr 1930 verfügte) hat technisch mit der neuen Luxtram ähnlich viel gemeinsam wie etwa der neue Polo mit dem altehrwürdigen Ur-Käfer. Nämlich kaum noch etwas. In Sachen Komfort, Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Umweltfreundlichkeit liegen Welten zwischen den Veteranen von damals und dem State of the Art von heute.