Benzin im Blut und Feuer gegen den Winter

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Wenn am Sonntag in vielen Gemeinden mit dem Burgbrennen der Winter vertrieben wird, ist das das Werk von Freiwilligen. In Garnich organisieren das Autofreaks, genauer die „Opel Hecktriebler Lëtzebuerg“. Wir haben uns mit dem Präsidenten des Klubs unterhalten.

Sein Lieblings-Manta-Witz? Da muss Marc Arend passen und fährt sich mit der Hand über den Hinterkopf. „So auf Anhieb habe ich da keinen parat“, schmunzelt der 39-Jährige. Früher sei das anders gewesen, erzählt Arend weiter. Früher seien er und seine Jungs oft belächelt worden, wenn sie mit ihren auf Hochglanz polierten Ascona, Manta, Kadett und Co. unterwegs waren. „Das hat sich mittlerweile geändert. Auf Treffen sind die Besucher begeistert, wenn sie unsere Wagen sehen.“

Begonnen hat alles vor fünf Jahren. Damals nahmen er und ein paar Kumpels an einem internationalen Opel-Treffen in Deutschland teil. Und abends, als dann alle vor den Zelten bei Barbecue und Bier zusammen saßen, hatte einer die grandiose Idee, einen Verein namens „Opel Hecktriebler Lëtzebuerg“ aus der Taufe zu heben.
Gesagt, getan. Seit Juni 2013 ist das Vereinsleben in der Gemeinde Garnich nun um einen Klub reicher. Seinen Sitz haben die „Opel Hecktriebler Lëtzebuerg“ im Café Baesch an der rue des 3 Cantons, besser bekannt unter „Beim Scharlène.“ Dort trifft man sich, fachsimpelt und schmiedet Pläne.

Opel Hecktriebler – was muss man sich darunter vorstellen? Das ist an und für sich ganz einfach. Die Mitglieder sind nicht nur glühende Fans der Kultmarke aus Rüsselsheim, sondern auch stolze Besitzer eines solchen Wagens. Und das mit dem Hinterradradantrieb? Das ist Teil dieser automobilen Legende, um es mal so zu formulieren. 1982 gewann der deutsche Rallyefahrer Walter Röhrl auf einem Opel Ascona 400 die Weltmeisterschaft trotz der technisch überlegenen Audi Quattro. So viel zum Mythos heckgetrieben.
„Wir nehmen das mit den Aufnahmebedingungen aber nicht so genau. Entscheidend ist, dass man sich mit der Philosophie des Klubs identifiziert, jede Menge gute Laune mitbringt und Benzin im Blut hat“, so Marc weiter. Gegenwärtig zählt der Verein 28 aktive Mitglieder, darunter auch einige Frauen. Von wegen reine Männersache.

Der Altersdurchschnitt liegt bei Mitte 30. Zu den Aktivitäten gehört in erster Linie das Ausrichten des Internationalen Opel-Hecktriebler-Treffens vor der malerischen Kulisse des Schlosses in Sanem. 2017 fand bereits die dritte Auflage statt. 128 Besitzer eines Opel-Hecktrieblers aus Belgien, Deutschland, England, den Niederlanden und der Schweiz hatten sich ein Stelldichein gegeben. Die nächste Ausgabe ist für kommendes Jahr vorgesehen. Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren.

In Angriff genommen haben die Hecktriebler auch das traditionelle Burgbrennen in Garnich. Das wird am Sonntag, wie in vielen anderen Ortschaften landesweit, über die Bühne gehen. Gestern Nachmittag trafen sich ein paar Mitglieder, um ein Loch in einen Wiesengrund „um Botterkräiz“ zu bohren. „Dort werden wir die Burg aufstellen und verankern“, so Marc. „Wir haben zudem die anstehenden Arbeiten besprochen und den zeitlichen Ablauf. Ein Zelt haben wir ebenfalls aufgestellt. Es wird den Grill und den Tresen für die Getränke beherbergen, schließlich müssen wir die Vereinskasse füllen“, so Arend weiter. Erwartet werden 200 bis 300 Schaulustige, überwiegend natürlich Einwohner aus dem Dorf.

Die Burg selbst wird heute in Angriff genommen. Es gilt, das Kreuz zusammenzuzimmern. „Zum Schluss bekleiden wird es stets mit Tabaksäcken. Die bekommen wir von Heintz van Landewyck.“ Um 18 Uhr geht es am Sonntag los. Und um 19 Uhr wird die Burg in Brand gesetzt. Wer sie anzünden wird, steht noch nicht fest. Fest steht nur, dass es nicht das letzte Hochzeitspaar sein wird. „Den Brauch haben wir vor einigen Jahren aufgeben. Wir entscheiden das immer kurzfristig“, so Marc weiter.

Zurück zum Klub. Zurück zu Marc Arend: Gegenwärtig zählt sein Fuhrpark insgesamt fünf Wagen. Vier Mantas und einen Senator. An denen schraubt er liebend gerne in seiner Freizeit in der heimischen Werkstatt herum. Der gelernte Elektrotechniker, der in Garnich bei der Gemeinde arbeitet, ist in der Hinsicht Autodidakt. „Meine Werkstatt ist mit einer Hebebühne ausgestattet. Und Werkzeug habe ich auch reichlich.“ Einen Lieblings-Opel hat er auch. Er träumt von einem Calibra 4×4 Turbo. „Es ist schwer, so einen zu finden, vor allem einen, der in einem guten Zustand ist.“ Einen, der nicht verbaut ist, wie es im Fachjargon heißt.

Mittlerweile hat er auch einen Lieblingswitz parat. Warum werden die Mantas mit dreieckigem Gaspedal gebaut? Damit die Cowboystiefel
besser drauf passen …

Laurent Graaff