Aufatmen ja, Entwarnung nein

Aufatmen ja, Entwarnung nein

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der Konsum von Drogen bleibt auch in Luxemburg ein besonderes soziales Problem. Jugendliche greifen immer früher zum ersten Joint. Anders als in Europa allgemein jedoch zeigt sich bei Problemfällen eine stabile bis rückläufige Tendenz.

Von Entwarnung kann dennoch keine Rede sein. Generell nehmen in Europa und in Luxemburg 1 Prozent der Jugendlichen ab 15 Jahren täglich oder fast jeden Tag Cannabis zu sich. Bei Befragungen gaben 13,9 Prozent der 15- bis 34-Jährigen an, das Mittel im vergangenen Jahr konsumiert zu haben. Die am meisten gebrauchten Drogen in Luxemburg sind in der Reihenfolge Cannabis, Kokain und Ecstasy, auch wenn ihr Konsum unter den europäischen Durchschnittswerten liegt.

12,987 Millionen Euro

Drogen kosten
nicht nur die Käufer, sondern auch die Öffentlichkeit Geld. Auf fast 13 Millionen Euro belief sich der Haushalt des Gesundheitsministeriums im Bereich der Drogenabhängigkeit in diesem Jahr. Gegenüber 2000 ist dies eine Steigerung von 529% (2,066 Millionen Euro). Wurden damals 31 Personen für die Betreuung von Drogenabhängigkeit im weitesten Sinne bezahlt, waren es in diesem Jahr 121.

Erster Kontakt vor dem Teenageralter

Der erste Kontakt, vorrangig mit Cannabis, erfolgt bei Jugendlichen bereits ab 12 Jahren. Wobei auffällt, dass dies im Allgemeinen bereits sechs Monate früher ist als im Jahr 2006. Allerdings wurde parallel dazu festgehalten, dass die Gesamtzahl der Konsumierenden in der Altersgruppe 12 bis 18 Jahre ebenfalls rückläufig zu sein scheint. Gaben 2006 noch 12,03 Prozent an, vor dem Alter von 15 Jahren mit Cannabis in Kontakt gewesen zu sein, lag dieser Anteil 2010 bei nur mehr 9,44 Prozent.

Eine positive Entwicklung gibt es im Bereich der Drogenkonsumenten, die besondere Probleme bereiten. Wie dem Bericht des im Rahmen der Arbeit der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Lissabon tätigen Luxemburger Netzes Relis („Réseau luxembourgeois d’information sur les drogues et les toxicomanies“) zu entnehmen ist, wird ihre Zahl hierzulande auf 2.250 Personen geschätzt. Immer mehr Betroffene würden auf die Angebote der verschiedenen Organisationen eingehen, die im Drogenbereich Hilfestellung bieten, hält der Bericht fest.

Anteil der AIDS-Erkrankten nimmt zu

Sorge bereitet diesen jedoch die Tatsache, dass ihr Anteil bei den neuen AIDS-Erkrankten wieder zunimmt. Heute liegt er bei 20% der Neuerkrankungen, vor drei bis vier Jahren lag er bei 8 Prozent. Auch bei Fällen von Hepatitis C ist der Anteil von Drogenabhängigen relativ hoch.

Um den Problemen in diesem Bereich entgegenzuwirken, soll die nationale Strategie Drogen und Abhängigkeit umgesetzt werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Nicht-Regierungsorganisationen und den nationalen Autoritäten wurde für diesen Zweck verstärkt.

Made in the Netherlands

Die nationale Produktion von illegalen Drogen in Luxemburg ist nach wie vor gering. 2016 wurde kein Herstellungslaboratorium aufgedeckt. Laut Polizei- und Justizberichten kommen die meisten Drogen, die in Luxemburg konsumiert werden, aus den Niederlanden. Diese gelten als wichtigstes Herkunftsland für Cannabis und als Transitland für andere Drogen.
Transit spielt auch bei Drogen aus Belgien eine Rolle, dem zweitgrößten Lieferanten für den Luxemburger Markt. Hauptsächlich jedoch gilt Belgien as Produktionsstätte für Ecstasy und Amphetamin. Dritter Hauptlieferant für Luxemburger, vorrangig für Cannabis, ist Marokko. Kokain aus Südamerika findet seinen Weg nach Europa vor allen Dingen über Spanien und Portugal. Von dort aus wird es via Frankreich, Schweiz, Deutschland und Österreich in die Niederlande weitergeleitet.
Bei Heroin hingegen ist noch immer die Balkanroute ausschlaggebend, hauptsächlich Rumänien und Bulgarien stehen hier im Mittelpunkt. Das von dort hierher gelangende Heroin stammt zumeist aus Afghanistan, das nach wie vor als größter Produzent der illegalen Droge gilt. Auch Polen, die Türkei und Weißrussland gelten als Heroinlieferanten.

Neue Verkaufsstrategien

Auf nationaler Ebene wurden in den letzten Jahren besser organisierte Verkaufsnetze aufgebaut. Die neuen Verkaufsstrategien und -techniken beziehen mehrere Akteure ein, von denen jeder eine ganz bestimmte Rolle innehat. Hierdurch sollen die Risiken, aufzufliegen, verringert werden. Gleichzeitig werden die Verkaufsstellen von öffentlichen Plätzen und der Straße immer mehr an weniger einsichtbare Orte, wie Privatwohnungen oder Gaststätten, verlegt.

Die neuen Verkaufsstrukturen haben nach Polizei und Justiz zu einer spürbaren Erhöhung der auf dem Markt zur Verfügung stehenden Drogen geführt.
Allerdings stellte die Polizei auch fest, dass besonders beim Kokain und beim Heroin ein geringerer Reinheitsgrad angeboten wird. Diese Tendenz zeigt sich seit 2006. Bei Cannabis hingegen ist der Anteil des rauschfördernden THC in der gleichen Periode ständig gestiegen. Um der neuen Situation auf dem Markt gerecht zu werden, setzt die Luxemburger Polizei auf die Kooperation mit den direkten Nachbarländern und mit den Niederlanden.