LSE warnt vor Verlagerung in die EU

LSE warnt vor Verlagerung in die EU
(Christian Muller)

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Ein Abzug der Derivate-Abwicklung aus Großbritannien in die EU ginge nach Einschätzung der Londoner Börse auf Kosten der Kunden.

Der Vorstandschef der LSE, Xavier Rolet, sagte am Montag vor Investoren voraus, dass dadurch auf dem Kontinent ein „illiquider und systematisch gefährlicherer Rumpf-Markt“ für das Clearing von Derivaten in Euro entstehen würde – und außerhalb der EU ein liquider, aber nicht regulierter Markt. Die EU-Kommission will am Dienstag einen Verordnungsentwurf vorlegen, wie die Abwicklung (Clearing) von Euro-Derivaten nach dem Brexit gestaltet werden soll. Aufseher pochen darauf, dass das Clearing nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU dort nicht mehr stattfinden sollte.

Die LSE-Tochter LCH wickelt derzeit den Großteil aller in Euro gehandelten Zinsswaps ab. Die Londoner Börse könne mit jeder Entscheidung leben, sagte Rolet. „Das ist im Kern ein Thema für die Kunden und nicht für die LSE. Wir können darauf reagieren und die Chancen in diesem Markt nutzen.“ LCH betreibt auch in Paris ein Clearing-Haus. Der LSE-Chef sprach sich für die in Brüssel ebenfalls diskutierte Variante aus, dass die EU das Clearing in London überwachen sollte. Experten befürchten aber, dass die EU die Hürden dafür so hoch ansetzen wird, dass die Clearinghäuser ihr Geschäft lieber in die EU verlagern würden.

„Ein Thema für die Kunden“

Die Abwicklung von Derivaten ist eines der Geschäfte, auf die die LSE nach der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Börse setzt. Rolet will die operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) damit bis 2019 auf rund 55 Prozent steigern, wie er am Montag erklärte. 2016 lag die Marge bei 46,5 Prozent. Die Kosten will er bis 2019 um weitere 50 Millionen Pfund drücken. Im Clearing-Geschäft sollen die operativen Margen bis 2019 auf annähernd 50 (2016: 35,6) Prozent steigen.

Große Unternehmen, Banken und andere Derivate-Kunden profitieren davon, wenn möglichst viele Transaktionen an einem Ort abgewickelt werden, weil sie weniger Sicherheiten für die Geschäfte hinterlegen müssen, wenn diese gegeneinander aufgerechnet werden. Der internationale Derivate-Verband ISDA schätzte den zusätzlichen Mittelbedarf am Montag auf 15 bis 20 Prozent, wenn das Clearing von Euro-Instrumenten aus London in die EU verlagert würde. Die Folgen davon bekämen die Bankkunden zu spüren, warnte ISDA-Chef Scott O’Malia in einem Brief an EU-Kommissar Valdis Dombrowskis. Die Deutsche-Börse-Tochter Eurex Clearing, die von einer Verlagerung profitieren könnte, hält die Schätzungen dagegen für übertrieben.