Wartelisten und fehlender Notdienst

Wartelisten und fehlender Notdienst

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Allgemein wird die Reform der Psychiatrie von den Psychiatern positiv bewertet. Trotz Fortschritten fehlt es heute vor allem an Plätzen in Nachbetreuungsstrukturen. Seit gestern und bis heute treffen sich Psychiater zu einem Fachkongress in Luxemburg.

„Der sitzt in Ettelbrück“, war noch vor nicht allzu langer Zeit die gängige Beschreibung einer Person, die in psychiatrischer Behandlung war. Vor der Psychiatriereform hierzulande gab es nur eine Einrichtung, wo seelisch kranke Menschen behandelt werden konnten. Neben ihrer Erkrankung litten die Patienten zusätzlich an der gesellschaftlichen Stigmatisierung

Psychiatrie in Luxemburg

o 479 Betten, davon 225 im CHNP.

o 17% aller Krankenhausbetten sind der Psychiatrie vorbehalten.

o 220 betreute Wohneinheiten.

o 7 Prozent aller kurzen Krankenurlaube (< 21 Tage) sind durch eine Depression oder durch Stress bedingt. Bei den Langzeit-krankenurlauben sind es gar 23 Prozent. o 21 Prozent der Krankenhausaufenthalte sind auf eine Depression zurückzuführen.

o Jeder Fünfte bekam 2010 Psychopharmaka verschrieben (25 Prozent der Frauen und 15 Prozent der Männer).

Die Denzentralisierung der psychiatrischen Versorgung bezeichnet Dr. Mark Ritzen, medizinischer Direktor des „Centre hospitalier neuro-psychiatrique“ (CHNP), als eine der großen positiven Neuerungen der Psychiatriereform, die vor drei Jahrzehnten stattfand. Trotzdem bleibe noch einiges zu tun. So fehle es vor allem an verfügbaren Krankenbetten. Die Wartelisten, sowohl in den Akutaufnahmestellen der Krankenhäuser wie auch im CHNP und in den Strukturen der privaten Hilfsorganisationen, seien lang. Offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums zufolge fehlen in den Strukturen außerhalb der Krankenhäuser rund 130 Betten. Dr. Ritzen zufolge ist einer der Gründe, dass sich in diesen Strukturen vor allem Patienten befinden, die eine langzeitliche Betreuung benötigen. Die Plätze dort würden deshalb nur selten frei. Dr. Ritzen nannte zusätzlich noch zwei andere „Baustellen“, bei denen in Luxemburg Nachholbedarf bestehe.

Zu einem fehle es hierzulande an einem psychiatrischen Notdienst, um Kranken schneller zu helfen. Zum anderen wünscht er sich, dass Therapien bei einem Psychologen auch von der Gesundheitskasse erstattet werden. Es sei nicht auszuschließen, dass viele Kranke Psychiater aufsuchten, weil die Kosten einer solchen Behandlung rückerstattet werden, eine psychologische aber vielleicht angemessener sei.