Kein Aufstand, sondern Dialog

Kein Aufstand, sondern Dialog
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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DIFFERDINGEN – Am Mittwoch hatte der Schöffenrat zu einer Infoversammlung ins Kulturzentrum „aalt Stadhaus“ zur punktuellen Abänderung des Flächennutzungsplans (PAG) eingeladen. Der von den Gegnern herbeigeschworene Aufstand fand nicht statt.

Nachdem der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 1. Oktober 2014 mehrheitlich beschlossen hatte, den Bau von Einfamilienhäusern bis zur definitiven Fertigstellung des Flächennutzungsplans zu stoppen, war die „Chambre immobilière“, der Dachverband der luxemburgischen Immobilienhändler, Sturm gegen diesen Beschluss gelaufen. Es ging die Rede von juristischer Unvereinbarkeit bis hin zur Panikmache an die Adresse der Hausbesitzer, weil diese angeblich einen erheblichen Werteverlust ihrer Immobilien hinnehmen müssten.

In dieselbe Kerbe schlug auch die lokale DP-Sektion, die sich bei der Abstimmung enthalten hatte und die in einer Pressemitteilung kurz vor der Informationsversammlung von einer „Werteminderung“ und von einem „voreiligen, uniformen und nicht ausreichend weitsichtigen“ Beschluss sprach.

Nun, die meisten Teilnehmer dieser Veranstaltung sahen das komplett anders, begrüssten die Courage der politischen Führung und bemängelten höchstens, dass diese Massnahme viel zu spät käme. Sehr sachlich begründeten Bürgermeister Roberto Traversini und Schöffe Erny Muller die Ursachen für diese Entscheidung und nach der graphischen Darstellung der neuen Pläne durch die Vertreter von „Beng architectes associés“ konnten sich die Bürger zu Wort melden.

Nimby? No way!

Erstaunlich dabei die fast totale Abwesenheit des berüchtigten Nimby-Syndroms, auch wenn man sich Sorgen machte um die eigene Wohnstrasse, den Mangel an Parkplätzen, an Geschäften (Tante-Emma-Läden, Bäckereien, Metzgereien, usw.) und die zunehmende Verkehrslawine in den einzelnen Vierteln. An all diesen Problemen arbeite man, so der Bürgermeister. Um den Dialog mit den Bürgern weiterzuführen, werde sich der Schöffenrat in absehbarer Zeit mit den Bürger aller Viertel zusammensetzen, ihre Problem aufmerksam anhören und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen für die Probleme suchen.

Grosso modo, und damit war wohl die Mehrheit der Anwesenden einverstanden, gehe es der Dreier-Koalition darum, erschwinglichen Wohnraum für junge Menschen zu schaffen und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Beim Abriss von Einfamilienhäusern müsste man relativieren, so Traversini. Natürlich kann man solche Gebäude wegen ihrer maroden Bausubstanz auch abreissen, muss aber an derselben Stelle ein anderes sogenanntes Einfamilienhaus errichten. Das trifft auch auf den Abriss von Residenzen zu, die neu aufgebaut werden können, natürlich nur unter der Bedingung, dass sie nicht höher als die Anrainer-Häuser sind.

Langatmige Prozedur

Wie wird es in dieser Angelegenheit weiter gehen? Nach dem ersten Votum im Gemeinderat haben die Bürger während einem Monat das Recht, Einspruch (schriftlich) einzureichen. Dann beginnt die langatmige Prozedur bei der staatlichen „Commmission de l’aménagement du territoire“, die mit allen Anmerkungen und der möglichen Berücksichtigung der Eisprüche an den Gemeinderat zurück-geht, bevor dieser dann in einer zweiten Lesung die Entscheidung trifft und die Einwohner ein zweites Mal ihre Beanstandungen formulieren können. Die gesamte Prozedur könnte dann im Mai 2015 abgeschlossen sein.