Auseinandersetzung mit dem Tod

Auseinandersetzung mit dem Tod
(Hervé Montaigu)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit dem „Traum vom ewigen Leben“ setzt sich das Nationalmuseum für Geschichte und Kunst MNHA vom kommenden 12. Juni bis zum 10. Januar 2016 auseinander.

Dabei nimmt es den Besucher mit auf eine spannende Reise durch unterschiedliche Naturräume und Kulturen, präsentiert Mumifizierungspraktiken und Geisteshaltungen. Dass das Museum dabei einen Bogen zwischen dem alten Ägypten und Luxemburg spannen kann, wussten bisher die wenigsten.

Es war einmal eine junge, luxemburgische Wissenschaftlerin, die an der Uni in Trier ihre Magisterarbeit über Ägyptologie und klassische Archäologie machte. Bei ihren Recherchen über einen thebanischen Sarg erfuhr sie von einem Sargdeckel, der dem Luxemburger Nationalmuseum für Geschichte und Kunst gehört.

Die älteren Generationen können sich noch an einen mumifizierten Kopf und eine Hand erinnern, die bis in die 80er Jahre zu sehen waren. Von anderen Schätzen wussten die wenigsten.

„Traum vom ewigen Leben“

Aus der Neugierde der jungen Frau, verbunden mit den Arbeiten der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, welche seit 2004 eines der größten und interessantesten Forschungsprojekte zum Thema Mumienforschung betreiben, entstand eine facettenreiche Ausstellung, die zwar von Ägypten ausgeht, die jedoch den „Traum vom ewigen Leben“ aus sämtlichen Facetten und geschichtlichen Epochen beleuchtet. Mit mehr als 70 Mumien und Grabbeigaben bietet sie faszinierende Einblicke in unterschiedliche Natur- und Kulturräume.

Die beiden Kuratorinnen Paula Alves und Fabienne Pietruk haben bewusst eine didaktische Ausstellung aufgebaut, die den Besucher behutsam in die Welt der Mumien einführt. Die Entdeckung der Epochen und Kulturen beginnt mit dem natürlichen Umfeld, in dem sich Organismen konservieren lassen. Aufgezählt werden Salz, Erdwachs, Sand, Eis und Höhlen. Angefangen wird mit Fischen, die sich im Salz gehalten haben. Erst mit dem Moor und den darin entdeckten „Moorleichen“ geht dann von menschlichen Überresten die Rede, wobei jedoch vorerst nur von Unglück gesprochen wird.

Über drei Etagen wird der Besucher durch weitere Aspekte der Konservierung geführt und mit ethischen Fragen sowie der kulturellen oder religiösen Auseinandersetzung mit dem Tod konfrontiert. Die asiatischen Traditionen werden beleuchtet, genau wie der Umgang der südamerikanischen Zivilisationen mit dem Leben nach dem Tod, die anatomische Lehre wird gestreift, das europäische Mittelalter oder die Gewohnheit, die Päpste einzubalsamieren. Der letzte Abschnitt der Ausstellung befasst sich mit unserer Zeit. Er beginnt mit Lenin, der einbalsamiert wurde und bis heute in einem prunkvollen Sarkophag aus Glas und Bronze zu sehen ist und endet mit der Kryonik, eine Technik, wo der Körper durch Einfrieren auf -196 Grad in flüssigem Stickstoff solange erhalten bleiben soll, bis der Fortschritt der Medizin es erlaubt, den wiederbelebten Menschen zu heilen.