/ Interpol weist Russland im "Fall Browder" ab
Russland ist erneut damit gescheitert, den britischen Finanzunternehmer William Browder auf die internationale Fahndungsliste setzen zu lassen. Die Vorwürfe der Moskauer Behörden seien politisch motiviert und widersprächen den Regeln von Interpol, teilte die internationale Polizeiorganisation mit.
Das russische Innenministerium zeigte sich empört. Die Entscheidung sei nicht nachzuvollziehen, sagte ein Sprecher der Agentur Interfax zufolge.
In Abwesenheit verurteilt
Browder war Anfang Juli in einem umstrittenen Prozess gegen den toten regierungskritischen Anwalt Sergej Magnitski in Moskau in Abwesenheit zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Sein einstiger Mitarbeiter Magnitski wurde posthum der Steuerflucht schuldig gesprochen. Menschenrechtler werfen der russischen Justiz vor, den Ruf des 2009 in Haft gestorbenen Anwalts beschmutzen zu wollen.
Interpol habe alle Anfragen aus Russland zum Fall Browder aus ihren Datenbanken gelöscht, teilte die Behörde in Lyon mit. Die Polizeiorganisation habe bereits Ende Mai entschieden, den Aufruf aus Moskau gegen den Chef des Unternehmens Hermitage Capital nicht zu unterstützen, hieß es.
Politische Entscheidung
Das russische Innenministerium sprach von einer politischen Entscheidung. Moskau fordere Interpol auf, «im Rahmen des internationalen Rechts» zu urteilen, sagte der Sprecher.
Die Bundesregierung hatte den Prozess gegen den toten Magnitski scharf kritisiert. Browders Mitarbeiter war unter Betrugsvorwürfen festgenommen worden, nachdem er Staatsbeamte der Unterschlagung beschuldigt hatte. Er starb in Untersuchungshaft. Hinterbliebene werfen den Behörden vor, Magnitski gefoltert zu haben. Für den Tod wurde niemand zur Verantwortung gezogen. Gegen Funktionäre, die gegen den Anwalt vorgegangen waren, haben die USA Sanktionen verhängt.
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