Pannenreaktor in der Normandie

Pannenreaktor in der Normandie

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wer da glaubt, dass die Kernreaktoranlage in Cattenom eine besondere Pannenanlage sei, der täuscht sich. In der Normandie wird ein Reaktor gebaut, der noch vor seiner Fertigstellung einen Rekord der besonderen Art aufstellt.

„EPR“ heißt der Reaktor, der im nördlichen Teil der Halbinsel Cotentin entsteht. Das ist ein weiterentwickelter Druckwasser-Reaktor, der aus den besten Teilen der Siemens-Reaktoren Konvoi und denen der Areva-Reaktoren N4 besteht. Mit einer Produktionskapazität von 1.600 Megawatt soll der Reaktor zu den mächtigsten Atomanlagen der Welt zählen.

Nur müsste er dazu funktionieren. Und das lässt auf sich warten. Noch bevor in Frankreich der erste Reaktor dieses Typs überhaupt in Bau ging, wurde er bereits als französisches Technologie-Wunder nach Finnland exportiert. Die wünschen sich heute, diesen Vertrag mit Frankreich nie unterschrieben zu haben: Der Bau des französisch/finnischen Prestigeprojekts begann im Jahre 2007. Fertig ist er immer noch nicht. Finnland verlangt mittlerweile Entschädigungszahlungen.

Ein seltsamer Kompromiss

Ein Jahr später, im Jahr 2008, begannen im normannischen Flamanville die Arbeiten am ersten französischen EPR-Projekt. Geplante Bauzeit: Drei, maximal vier Jahre. Geplante Kosten: Um die drei Milliarden Euro. Am Bau des Reaktors wird nun schon sechs Jahre länger gewerkelt. Die Kosten haben die 10,5 Milliarden Euro überschritten. Jetzt soll er Ende 2018 in Betrieb gehen. Das allerdings nur, weil sich Experten aller beteiligten Firmen und die Sicherheitsbehörden auf einen seltsamen Kompromiss einigten.

Der Boden des Reaktorkessels weist sechs Mal mehr Kohlenstoff auf, als genehmigt. Und auch der Deckel des Reaktorkessels weist erheblich mehr Kohlenstoff auf als in der Spezifizierung vorgesehen. Das Problem dabei: Enthält Stahl zu viel Kohlenstoffdioxid, dann wird er brüchig, wird anfällig für thermische aber auch für physische Schocks. Einem Reaktorkessel mit dieser Schwäche die Betriebserlaubnis zu geben ist nicht ganz ungefährlich.

Durchlöchert wie ein Käse

Am Montag und am Dienstag prüften die Experten einen 193 Seiten langen Sicherheitsbericht. Am Mittwoch gab die atomare Sicherheitsbehörde die Betriebserlaubnis für den Kessel. Er habe die vorangegangenen Tests bestanden. Beim Deckel aber liegt die Sachlage anders. Er ist durchlöchert wie ein Käse. Für die Kontrollstäbe, gibt es 89 Durchbrüche, 16 Durchbrüche für Instrumente, vier für Kühlmittelmessungen, und einen für Temperaturmessungen am Deckel. Die atomare Sicherheitsbehörde hat dem Deckel am Mittwoch nur eine vorläufige Genehmigung erteilt. Er muss bis 2024 ausgetauscht werden. Betreiber Electricité de France hat bereits einen neuen bestellt. Der Austausch von Deckeln ist wegen der vielen Durchbrüche nicht außergewöhnlich. Von den 58 Kernreaktoren in Frankreich haben 54 Reaktorkessel bisher neue Deckel erhalten.

Der normannische Reaktor hat durch eine Entscheidung der früheren Umweltministerin Ségolène Royal eine deutsch-schweizerisch-französische Bedeutung erhalten. Wenn Ende 2018 der Reaktor in der Normandie in Betrieb geht, darf die Anlage Fessenheim im Elsaß  abgeschaltet werden. In beiden Regionen gibt es zu den Entscheidungen Proteste. In der Normandie verlangten Demonstranten von Umweltminister Nicolas Hulot, die Genehmigung für Kessel und Deckel zu widerrufen und den Reaktor nicht ans Netz gehen zu lassen. Im Dreiländereck im Elsaß  demonstrieren die Menschen gegen die Schließung der Reaktoranlange in Fessenheim, weil dann 2.100 Menschen arbeitslos werden.

Nomi
29. Juni 2017 - 10.28

Di Ingeneuren dei' di aal Nuklearreaktoren an Europa gebaut hun sinn mat all hirer Erfahrung an Pensio'un. Et sinn nei Ingenieuren firum Zeechenbriet oder Computer, an um Chantier ! Verstinn dei' nei hiirt Handwierk so'u gutt wei' di aal Pensionei'ert Ingenieuren ????? Idem BER !!!!!!!!