Der Kampf eines Pastors gegen Neonazis

Der Kampf eines Pastors gegen Neonazis

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Seit mehr als 20 Jahren kämpft Pastor Manneke gegen Neonazis in der Lüneburger Heide. Auch von Drohungen und einem Brandanschlag ließ er sich nicht einschüchtern. Deshalb ehrt der Zentralrat der Juden den Pastor nun mit dem Paul-Spiegel-Preis.

Spätestens als meterhohe Flammen nach einem Brandanschlag an seinem Pfarrhaus hochschlugen, hätte jeder Verständnis gehabt, wenn Pastor Wilfried Manneke beim Kampf gegen Rechtsextremismus kürzer getreten hätte. Aber auch nach dem unaufgeklärten Brandsatzwurf, der einschüchtern sollte und zum Glück kaum materiellen Schaden hinterließ, blieb der Pastor im beschaulichen Unterlüß in Niedersachsen standhaft. Für sein mehr als 20-jähriges Engagement gegen Rechtsextremismus in der Lüneburger Heide wird Manneke (64) am Montag mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet.

Mannekes Engagement gegen Rechts hat seine Wurzeln in Südafrika, wo er während seiner zwölfjährigen Zeit als Auslandspfarrer Apartheid und Rassismus kennenlernte. 1995 kam Manneke als Gemeindepfarrer nach Unterlüß in der Lüneburger Heide: damals wie heute eine der Regionen in Niedersachsen, wo Rechtsextreme verstärkt aktiv werden. Manneke mahnt nicht nur, er stellt sich den Rechten, wenn es sein muss, auch physisch in den Weg. Seit Jahren demonstriert er mit einem Netzwerk vor dem Hof eines rechten Landwirts, wenn sich dort zu den Sonnenwendfeiern hunderte Neonazis treffen.

„Kirche für Demokratie“

Der aus Delmenhorst stammende Pfarrer engagiert sich seit 1995 gegen Rechtsextremismus. 2009 gehörte er zu den Gründern des „Netzwerks Südheide gegen Rechtsextremismus“ – das war das Jahr, als der Brandsatz flog. Mit rund zehn weiteren aktiven Mitgliedern sowie 500 Unterstützern kämpft das Netzwerk seitdem gegen Rechtsextremisten in Niedersachsen. Darüber hinaus zählte Manneke 2010 auch zu den Gründern der Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ in Hannover.

Die Auszeichnung für seinen jahrelangen Einsatz berührt Manneke besonders. „Das ist das erste Mal, dass ich eine Auszeichnung bekomme für meine Arbeit“, sagte Manneke der Deutschen Presse-Agentur. „Dass diese vom Zentralrat der Juden kommt, ist noch mal eine besondere Ehrung.“

Wie wichtig das Engagement von Manneke und anderen Bündnissen gegen rechtsextreme Umtriebe in den Regionen ist, betont der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Die rechtsextreme Szene und deren Gewaltbereitschaft wachse seit Jahren, in der Politik erhalte diese besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklung aber zu wenig Aufmerksamkeit, sagte Schuster vor einigen Tagen der „Jüdischen Allgemeinen“. „Daher müssen wir dankbar sein für das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Rechtsextremisten.“ Menschen wie Pastor Manneke seien für alle Bürger ein Vorbild. „Wir brauchen noch viel mehr Menschen, die ihre Stimme gegen Rechtsextremismus erheben.“