Raus aus Ramstein? Standorte glauben nicht an den Teilabzug von US-Soldaten

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Mit mehr als 35 000 US-Soldaten gilt Deutschland als wichtigster Stützpunkt der USA in Europa. Nun aber drohen Vertreter Washingtons unverhohlen mit einem Teilabzug. Wie wird die Diskussion rund um die US-Stützpunkte gesehen?

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Donald Trump lässt sich, während eines Zwischenstopps auf dem Stützpunkt der US-Luftwaffe in Ramstein, mit Soldaten fotografieren.

Foto: Shealah Craighead/White House/dpa

Der Name ist nicht schmeichelhaft. „Flugzeugträger der Amerikaner in Deutschland“ – diesen Ruf haben Stützpunkte wie das riesige Ramstein mit Tausenden US-Soldaten sowie Kampfjets und Bomben dem Bundesland Rheinland-Pfalz eingebracht. Seit 2011 ist Ramstein die Zentrale der umstrittenen Drohneneinsätze der USA. Doch könnte der „Flugzeugträger“ bald weiterfahren?

Unverhohlen drohen die USA mit einem Teilabzug ihrer Truppen von Deutschland nach Polen, Grund sind unter anderem die aus Sicht Washingtons zu geringen Verteidigungsausgaben der Bundesregierung. Also: Goodbye, GI? Bislang sind mehr als 35 000 US-Soldaten in Deutschland stationiert, hinzu kommen Zivilbeschäftigte. Wie verfolgen die Menschen an wichtigen US-Stützpunkten in Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern die Diskussion?

„Die Streitkräfte sind natürlich ein wertvoller Wirtschaftsfaktor“, sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach, Ralf Hechler. Er schätzt die jährliche Finanzkraft – also Löhne, Gehälter, Mieten und Aufträge in die regionale Wirtschaft – auf mehr als zwei Milliarden US-Dollar im Jahr.

Präsenz der Superlative

Wer die amerikanische Militärpräsenz in Rheinland-Pfalz beschreibt, braucht Superlative. Mit rund 3300 Mitarbeitern steht in Landstuhl das größte Militärhospital der Army außerhalb der USA, ein Neubau entsteht derzeit für rund eine Milliarde Euro. Ramstein gilt als das wichtigstes US-Drehkreuz in Europa. „Allein in der Region Kaiserslautern sind die US-Streitkräfte mit rund 50 000 Menschen präsent“, erzählt Bürgermeister Hechler.

Amerikaner in Rheinland-Pfalz, das ist aber viel mehr als Militär und geopolitisches Kalkül. Längst gibt es soziale Verflechtungen in Kirchengemeinden, Vereinen, Lebenspartnerschaften. Hollywoodstar Bruce Willis ist dafür ebenso ein Beispiel wie Schriftsteller Charles Bukowski, beide in Deutschland als Söhne stationierter US-Soldaten geboren. Oft ist es eine Verbindung über die Dienstzeit hinaus. „Wenn Amerikaner in Ruhestand gehen“, sagt Hechler, „kaufen sich sehr viele ein Eigenheim und bleiben in Deutschland – die meisten für immer.“

Die US-Armee ist aber auch Arbeitgeber: Allein in Rheinland-Pfalz sind mehr als 7000 deutsche Ortskräfte an US-Standorten beschäftigt. Die Gewerkschaft werde mit Nachdruck für den Erhalt der zivilen Arbeitsplätze kämpfen, sagt Susanne Riedel von Verdi. Und sie kritisiert scharf die US-Botschafterin in Warschau, Georgette Mosbacher, die offen für eine Verlegung der US-Streitkräfte nach Polen wirbt: „Solche Äußerungen schüren Angst und Schrecken.“

Der rheinland-pfälzischen Landesregierung liegen nach eigenen Angaben keine Ankündigungen von US-Seite vor, die Stationierungsplanung zu ändern. „Auch die für die kommenden Jahre vorgesehenen umfangreichen Neuinvestitionen werden nach aktuellem Kenntnisstand nicht in Frage gestellt“, teilt eine Sprecherin in Mainz auf Anfrage mit.

Auch im Nachbarland Hessen gibt sich die Politik gelassen. „Ich glaube, dass hier eine Drohkulisse aufgebaut werden soll und halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass die Androhungen umgesetzt werden sollen“, sagt Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Eine Verlegung würde einen erheblichen logistischen und finanziellen Aufwand bedeuten. In Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden befindet sich unter anderem das Europahauptquartier des US-Heeres samt Militärflugplatz. Im gesamten Bundesland sind nach Angaben der Landesregierung etwa 2000 Soldaten stationiert.

Rund 400 Kilometer vom Ramstein entfernt, in Grafenwöhr in Bayern, geht auch Bürgermeister Edgar Knobloch nicht davon aus, dass die USA ihre Truppen abziehen. Solche Aussagen gebe es immer wieder, meint der CSU-Politiker gelassen. In der oberpfälzischen 6500-Einwohner-Stadt sowie am Standort Vilseck sind mehr als 10 000 US-Soldaten stationiert. Für die Region sei das ein enormer Wirtschaftsfaktor, sagt Knobloch. So seien etwa 3000 Einheimische bei der US Army und deren Vertragspartnern beschäftigt. Grafenwöhr gilt als einer der größten US-Truppenstandorte in Europa.

„Schöne Freundschaften entwickelt“

Die US-Truppen verursachten auch Kosten, etwa für Infrastruktur, sagt der Bürgermeister. An Wasserversorgung und Abwasser beteiligten sich die Amerikaner. Aber auch Umwelteinflüsse müssten bedacht werden oder der erhöhte Verwaltungsaufwand – so gebe es in der Stadt deutlich mehr Hochzeiten von Amerikanern als von Einheimischen.

Von den Menschen in Grafenwöhr werde das aber akzeptiert, weil das Miteinander stimme. Die Amerikaner fühlten sich dort gut aufgehoben, ist sich der Bürgermeister sicher. In Wirtshäusern und Cafés kämen die Menschen zusammen, und bei Veranstaltungen wie dem Schützen- oder dem Fischerfest seien etwa 50 Prozent der Besucher Amerikaner, sagt Knobloch. „Da haben sich schöne Freundschaften entwickelt.“

Drohungen mit einem Teilabzug sorgen in der Oberpfalz dennoch jedes Mal für eine gewisse Unruhe. Auch in der Pfalz will man nicht glauben, dass US-Präsident Donald Trump die jahrzehntelang mit Höhen und Tiefen gewachsenen Beziehungen mit einem Federstrich beendet. Zumal Trump eine ganz besondere Beziehung zu dem Landstrich im Südwesten hat: Seine Vorfahren stammen aus Kallstadt in der Pfalz.

marc wollwert
29. August 2019 - 23.44

trump wird doch nicht etwa die forderungen der afd erfuellen und die besatzungstruppen abziehen?

Zuli
29. August 2019 - 15.35

Super! Däitschland huet missen 280 Milliounen déi lescht 7 Joer fir dee 'Privileeg' bezuelen. Da verkafen e puer Bäcker manner Bréidercher, méi ass dat net. An et kommen e puer dausend Wunnengen op de Maart. Passt op dass d'Dir iech net an de Réck fält beim erausgoen.