Besessen vom Brexit: Die Rückkehr des Nigel Farage

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Während die beiden großen britischen Parteien hinter verschlossenen Türen nach einem Ausweg aus dem Brexit-Chaos suchen, führt Nigel Farage mit seiner Brexit-Partei die Umfragen beim Europawahlkampf an. Wer ist der Mann, der seit 20 Jahren verbissen gegen die EU kämpft?

Kaum ein einzelner Politiker hat so großen Anteil am Brexit wie Nigel Farage. Der 55 Jahre alte Engländer scheint von einem unermüdlichen Hass auf die Europäische Union getrieben und ist doch selbst Teil ihres Betriebs. Bereits bei der vergangenen Wahl zum EU-Parlament vor fünf Jahren trieb er mit seiner EU-feindlichen UKIP-Partei den damaligen britischen Premierminister David Cameron vor sich her. Nun ist er wieder zurück, mit neuer Partei zwar, aber stärker als je zuvor.

34 Prozent für die Brexit-Partei

Als die Briten 2016 mit knapper Mehrheit in einem Referendum für den Brexit stimmten, wollte sich Farage eigentlich schon zur Ruhe setzen. UKIP galt als tot. Doch weil Premierministerin Theresa May ihren mit Brüssel ausgehandelten Brexit-Deal nicht durchs Parlament bekommt, lässt der Austritt auch drei Jahre später noch auf sich warten. Die Briten müssen notgedrungen erneut Europaabgeordnete wählen.

Dabei überlassen die Konservativen Farage mit seiner Brexit-Partei das Feld. Bei den Tories gibt es weder ein Wahlprogramm, noch gab es einen offiziellen Wahlkampfstart. Bis zuletzt hatte die Regierung noch gehofft, eine Teilnahme an der Europawahl könnte verhindert werden.

Entsprechend sehen die Umfragewerte aus. In zwei jüngsten Erhebungen kommt die Brexit-Partei jeweils auf 34 Prozent und vereint damit mehr Stimmen auf sich als die Konservativen und Labour zusammen. Kürzlich verkündete ein wohlhabender Parteispender, er habe nun statt den Konservativen der Brexit-Partei eine stattliche Summe von mehreren Hunderttausend Pfund überwiesen.

Fremdenfeindlicher Unterton

Farage zieht die Wähler förmlich an. Im Alleingang macht er die Brexit-Partei zu einer ernstzunehmenden Kraft. Er ist längst selbst eine Marke und versteht es, an andere anzuknüpfen. Den Margaret-Thatcher-Spruch „I want my money back“ (Ich will mein Geld zurück) aus der Zeit, als die Eiserne Lady einen Briten-Rabatt von den EU-Beiträgen aushandelte, vereinnahmte er vor dem Brexit-Referendum als „I want my country back“ (Ich will mein Land zurück).

Dabei schwang auch ein fremdenfeindlicher Unterton mit. Farage bestreitet vehement, ausländerfeindlich oder gar rassistisch zu sein, aber sein Wahlkampf spricht eine andere Sprache. Etwa als er das Foto einer Gruppe von Flüchtlingen aus dem Jahr 2015 an der kroatisch-slowenischen Grenze als Wahlplakat nutzt für die Angstmache vor Zuwanderung nach Großbritannien.

Der Mann mit den dicken Tränensäcken beherrscht die politische Inszenierung wie kaum ein anderer. Im Wahlkampf vor dem Brexit-Referendum fährt er mit einer „Armada“ von Fischerbooten die Themse hinauf und wirft vor dem Parlament tote Fische ins Wasser. Die Fischerei ist, obwohl sie für die britische Volkswirtschaft nur eine geringe Rolle spielt, eines der großen Themen des Wahlkampfs gewesen. Ein Thema, das mit Identität zu tun hat, und auf diesem Feld kennt sich Farage aus. Mit Vorliebe wettert er gegen die Elite. Die glaube nicht an Großbritannien, sagt er etwa am vergangenen Sonntag über Politiker der beiden großen Parteien in der BBC-Talkshow Andrew Marr.

Einfache Verhältnisse

Dabei kommt Farage selbst alles andere als aus einfachen Verhältnissen. Er wird 1964 in der südenglischen Grafschaft Kent geboren. Sein Vater, ein alkoholkranker Börsenmakler, verlässt die Mutter, als der Sohn fünf Jahre alt ist. Trotzdem geht Farage auf eine Privatschule. Mit 18 entschließt er sich gegen ein Studium und für eine Karriere als Rohstoffhändler im Finanzzentrum Londons. Mit Anfang 20 entkommt er zum ersten Mal knapp dem Tod: Nach einer durchzechten Nacht gerät er unter ein Auto. Der junge Mann überlebt – und erfährt wenig später, dass er Krebs hat. Farage übersteht auch das, heiratet zweimal, wird Vater von vier Kindern.

Seine ersten Gehversuche in der Politik macht er bei den Konservativen – doch dann unterschreibt Großbritannien unter Premierminister John Major 1992 den EU-Vertrag von Maastricht. Farage ist außer sich und gründet mit anderen die UKIP (United Kingdom Independence Party). Schnell steigt er auf, Charisma und Redebegabung helfen ihm dabei. 1999 gewinnt der Engländer einen Sitz im Europaparlament, 2006 übernimmt er den UKIP-Parteivorsitz.

2010 stürzt er mit einem Kleinflugzeug ab. Das UKIP-Banner, das die Maschine hinter sich herzieht, hat sich im Heckruder verfangen. Bilder zeigen, wie Farage blutüberströmt vom Wrack wegtaumelt. Doch nichts kann ihn aufhalten. Vom Vorsitz der UKIP-Partei tritt er nach dem Brexit-Referendum zurück. Später verlässt er die Partei, deren Führungspersonal mehrfach wechselt und die schließlich immer weiter ins rechtsextreme Spektrum abdriftet. Mit der Brexit-Partei kehrt er zurück ins Rampenlicht.

Nomi
15. Mai 2019 - 18.34

Een wei' den Farage , wann heen dann sollt gewiehlt gin dierft zu Stroosburg an Breissel keen Stull krei'en ! Dee misst waehrend all de Sitzungen stohen bleiwen !