Die Hochöfen in Florange sind nun Geschichte

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Die zwei Hochöfen in Florange gehören der Vergangenheit an. Sie werden am Montag definitiv stillgelegt. Seit Oktober 2011 waren die Hochöfen aus Kostengründen eingemottet.

Die Stilllegung der beiden ArcelorMittal Hochöfen im lothringischen Florange ist definitiv besiegelt. Am Donnerstag wird sie anlässlich einer Betriebsratversammlung in Paris gebilligt. Am kommenden Montag werden dann die Hochöfen, die seit Oktober 2011 eingemottet sind, nicht mehr beheizt. „Wenn die Hochöfen jetzt in ein Kokon gesponnen werden, befinden sie sich in einem „no man’s land“, dass heißt, die Hochöfen können nie mehr hochgefahren werden“, sagt Florange CGT Generalsekretär Lionel Burriello.

Der lothringische Standort wird aber weiter bestehen bleiben. In Zukunft soll hier Spezialstahl für die Auto- und Verpackungsindustrie gewalzt werden. Dies hatte die französische Regierung gemeinsam mit dem Stahlkonzern im November beschlossen. Das gleiche gilt auch für den Standort in Lüttich. ArcelorMittal will in den kommenden fünf Jahren 180 Millionen in Florange und 140 Millionen Euro in Lüttich investieren.

Mühsamer Kampf

Der Konzern hatte die provisorische Stilllegung der beiden Hochöfen mit der schwächelnden Nachfrage begründet. Daraufhin befanden sich Hunderte Arbeiter in Kurzarbeit. Doch die Gewerkschaften nahmen diese Entscheidung nicht an. Rund 500 Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Des Weiteren befürchteten die Stahlarbeiter das Ende der Flüssigphase in diesem Werk. Die Gewerkschaften riefen zu Protestaktionen auf. So wurden zum Beispiel die Verwaltungsbüros in Florange besetzt oder Zugänge zu den Anlagen versperrt. Die Stahlarbeiter reisten auch mehrmals nach Paris, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen, wobei es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei kam. Im Mai vergangenen Jahres demonstrierten Stahlarbeiter aus Florange vor dem ehemaligen Sitz von ArcelorMittal in Luxemburg.

Auch auf politischer Ebene wurde heftig gekämpft. Die Gewerkschaften hatten mehrmals versucht die französische Regierung dazu zu bewegen, die Stahlwerke zu verstaatlichen. Der französische Präsident François Hollande hatte im Vorjahr bestätigt, ein Gesetz verabschieden zu wollen, wonach Unternehmer, die eine Anlage schließen, gezwungen werden sollen, sie an einen Interessenten zu verkaufen. Auch wurde von der Regierung eine Expertengruppe beauftragt, die Perspektiven für Florange auszuloten. Laut der Studie der Expertengruppe sei der Standort lebensfähig und rentabel. Man benötige aber Investitionen in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro.

Enttäuschung

Am 1. Oktober gab die französische ArcelorMittal-Generaldirektion bekannt, dass die Hochöfen in Florange nicht wieder angeblasen werden sollen; sie gab der französischen Regierung aber die Möglichkeit, als Makler aufzutreten und die Hochöfen zusammen mit der Kokerei zu verkaufen. Paris hatte 60 Tage Zeit, also bis zum 30 November, um einen Käufer zu finden.

Am 2. Dezember ließ Lakshmi Mittal verkünden, dass er sich dazu verpflichtet habe, in den kommenden fünf Jahren 180 Millionen Euro in Florange zu investieren. Arbeitsplätze sollten nicht abgebaut werden und wenn, dann durch natürliche Fluktuation. Das heißt, die 629 Mitarbeiter der Hochöfen sollten dann an Ort und Stelle umgesetzt werden.

Potenzieller Investor war unglaubwürdig

Die Gewerkschaften fühlten sich verraten. Vor allem Industrieminister Arnaud Montebourg zeigte sich besonders enttäuscht. Er hatte nämlich die Verstaatlichung ins Spiel gebracht. Vor der Nationalversammlung hatte er gesagt, dass es einen Investor gäbe, der aus persönlichem Vermögen die gesamte Anlage kaufen und zusätzlich 400 Millionen Euro investieren wolle. Der Investor, der unbekannt war, sei nicht glaubwürdig, hatte Premierminister Jean Marc Ayrault damals geurteilt.

Auf dem ArcelorMittal Gelände in Florange arbeiten 2.667 Mitarbeiter in einem Warmwalzwerk, in einem Kaltwalzwerk, in einer Kokerei und an zwei Hochöfen, die im Oktober 2011 eingemottet wurden und nun am Montag definitiv stillgelegt werden. 2.100 Mitarbeiter von Zulieferfirmen arbeiten für ArcelorMittal in Florange.