Gelli war nicht alleine in Luxemburg

Gelli war nicht alleine in Luxemburg
(Tageblatt-Archiv)

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Der umtriebige Faschist und Gladio-Gründer Licio Gelli war Mitte der 1980'er nicht alleine in Luxemburg. Sein Freund "ALFA" und ein weiterer CIA-Killer sollen hier gewesen sein.

Ob SREL-Affäre oder Bommeleeër-Prozess: In den vergangenen Wochen tauchten immer mehr Namen von dubiosen „Kalten Kriegern“ und ihren Machenschaften vor 30 Jahren hier in Luxemburg auf. Der überzeugte Faschist, Logenmitglied (P2) und italienischer Gladio-Mitbegründer Licio Gelli lebte zwischen 1984 und 1986 in Luxemburg. Seine Wohnung war in der rue Notre-Dame, er verfügte über eine Sozialversicherungsnummer und ging unbehelligt hierzulande seinen Geschäften nach. Doch er soll nicht alleine gewesen sein. Das schrieb der 2004 verstorbene LSAP-Politiker Marc Zanussi in einem Tageblatt-Artikel aus dem Jahr 1999. Er beruft sich dabei auf paraguayische Geheimdienstberichte.

Im Dunstkreis von Gelli soll sich sein alter Kampfgefährte „ALFA“ ebenfalls in Luxemburg aufgehalten haben, schreibt Zanussi. Sein Klarname ist Stefano Delle Chiaie. Der damalige Anführer der „Avanguardia Nazionale“ in Italien war eine große Nummer im internationalen Rechtsterrorismus. Er trieb sein Unwesen (Terror und Tötungen) in Italien, Spanien Portugal und Mittelamerika. Der Klaus-Barbie-Freund soll, wie Gelli, für das Attentat auf den Bahnhof von Bologna 1980 verantwortlich sein.

„Operation Condor“ in Luxemburg

Delle Chiaie wurde auch beim Kongress der Antikommunistischen Weltliga WACL zwischen dem 7. und 10 September 1986 in einem Hotel in Dommeldingen gesehen, so Zanussi Er soll auch gute Kontakte zu den verschiedenen Stay Behind-Netzen in Westeuropa gepflegt haben.

Marc Zanussi brachte 1999 einen weiteren Namen ins Spiel: Michael Vernon Townley. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter war ein Freund von Delle Chiaie. Er war ein wichtiges Glied in der „Operation Condor“. Damit hatten die damaligen Militärdiktatoren in Lateinamerika die Unterdrückung von Regimegegnern koordiniert. Townley arbeitete auch, laut der spanischen Zeitung „El Pa?s“, für Pinochets Geheimpolizei Dina. Auf sein Konto gehen zahlreiche Morde.

Fragen an Juncker

Im Frühjahr und Sommer 1975 bewegte sich Michael Townley unter dem Decknamen Andres Wilson in Luxemburg. Laut Geheimdienstberichten soll er Asylorganisation aus Lateinamerika in Luxemburg beobachtet haben. „Es ging um eine mögliche Unterwanderung und sogar Killeraktionen,“ schreibt Zanussi.

In seinem Tageblatt-Artikel stellt Zanussi fragen: Was tat der Killer in Luxemburg? Wer waren seine Kontaktpersonen und wie war es damals um die Effizienz des Luxemburger Geheimdienstes gestellt? „Gut wäre es daher, wenn wenigstens nachträglich die damaligen Vorgänge hierzulande präzise geklärt würden. Staatsminister Juncker, als Chef des ‚Service des Renseignements‘, ist gefordert,“ schreibt Zanussi 1999. Eine Antwort gibt es bis heute nicht.

CIA-Killer Townley lebt in den USA im Zeugenschutzprogramm unter polizeilicher Obhut.