War es die Mutter oder der Vater?

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Am Dienstag wurde vor der von Prosper Klein präsidierten Kriminalkammer ein Prozess wegen schwerer Kindes-misshandlung gegen eine 27-jährige Mutter und einen 38-jährigen Vater eröffnet.

Sie sollen in der Nacht vom 16. auf den 17. September 2012 ihren damals drei Monate alten Sohn „ruhiggestellt“ haben.

Am Dienstag gab der Anwalt der Nebenklage Auskunft über den Zustand des Kindes, das derart geschüttelt worden war, dass es innere Gehirnblutungen und gequetschte Rippen aufwies. Das Baby sei durch das Schütteltrauma rechtsseitig gelähmt, was bei einem Erwachsenen eine 100-prozentige Behinderung ausmachen würde. Er forderte rund 180.000 Euro Schadenersatz.

Danach trat eine Bekannte des Paares in den Zeugenstand, die auch nicht erklären konnte, warum das Kind erst 20 Stunden nach dem Vorfall in medizinische Behandlung kam. Die Zeugin brach in Tränen aus, als sie auf die Frage des Verteidigers eine harmonische Szene zwischen ihren beiden Familien beschrieb, woraufhin der Vorsitzende erwiderte, dass er sich gefühlvollere Eltern vor dem Untersuchungsrichter gewünscht hätte.

Schütteltrauma

Eine Kollegin der Mutter hinterließ im Zeugenstand den Eindruck, als habe sie noch nie von einem Schütteltrauma bei einem Neugeborenen gehört. Es stelle sich also nur die Frage, wer das Kind geschüttelt habe, so der Vorsitzende, der sichtlich verärgert war, als die Zeugin verteidigend meinte, dass es dem Kind ja schon besser gehe, obwohl dem Gericht andere Informationen vorliegen.

Wie sie eingangs gleich zu verstehen gab, argumentierte eine weitere, dem Vater ergebene Zeugin denn auch dementsprechend. Der Vorsitzende machte sie darauf aufmerksam, dass keiner der Angeklagten die Wahrheit sage, da beide die einzigen Zeugen der Tat gewesen seien. Man müsse also nur noch herausfinden, wer wen für eine Tat decke, so Prosper Klein.

Ein weiterer Zeuge erklärte, dass der Vater mit seinem schwer verletzten Sohn allein den Kinderarzt aufgesucht habe, da die Mutter einen Termin mit ihrem Arbeitgeber wahrgenommen habe. Eine letzte Zeugin konnte nur darüber sprechen, was man ihr mitteilte. Sie könne nichts weiter sagen, da sie das Paar nur flüchtig kenne. Die Zeugin brachte es dann aber auf den Punkt: „Wie können Eltern mit einer solchen Last leben?“ Der Prozess wird am Mittwoch (22.10.14) mit den Plädoyers sowie dem Strafantrag der Staatsanwaltschaft fortgesetzt.