Versuchter Totschlag oder Notwehr?

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Im Tumult einer Schlägerei wurde eine Person mit einem Messerstich in die Brust schwer verletzt.

Seit Mittwoch müssen sich Ana Paula F. und Jonathan C. vor der Neunten Kammer am Tribunal Luxemburg wegen versuchtem Totschlag bei einer Schlägerei verantworten, bei der in den Morgenstunden des 29. Mai 2016 in der Hollericherstraße eine Frau mit einem Messerstich in die Brust schwer verletzt wurde.

Am ersten Tag hatte ein Augenzeuge ausgesagt, dass der Mann der Frau kurz vor Tat ein Messer zugesteckt und ihr nach den Fakten eine Backpfeife verpasst hatte. Gestern trat nun einer der Türsteher des Lokals „Kings Place“ in den Zeugenstand, dessen Arbeitgeber bei einer ersten Auseinandersetzung das Opfer vom Hof komplimentierte.

Nach den Fakten habe er ihm ein Messer gegeben, das er auf dem Boden gefunden hatte. Eine Freundin der niedergestochenen Frau sprach gestern im Zeugenstand von andauernden Rivalitäten zwischen dem Opfer und der Beschuldigten wegen trivialer Männergeschichten, die im Volksmund wohl als „Zickenkrieg“ bezeichnet werden.

Sie musste jedenfalls bestätigen, dass ihre Freundin ein erstes Mal vom Hof gewiesen wurde, weil der Eigentümer des Lokals keine Schlägerei direkt vor seiner Terrasse duldete. Das Opfer habe ihren Freundinnen gesagt, sie wolle auf Ana Paula F. warten und machte dieser ihre Absicht mit Gesten und lauten Zurufen klar.

Opfer fühlte sich tief beleidigt

Als diese dann aus dem Lokal stürzte und es zum Tumult kam sah sie das Messer in ihrer Hand, das ihr nach der Attacke von einem großen Mann dunkler Hautfarbe aus der Hand genommen wurde, so die Zeugin, die ihren Verdacht, wer dies war, vor Gericht aber nicht geltend machen wollte. Den Akt selbst jedoch habe sie nicht gesehen.

Es war dann das Opfer, das im Zeugenstand sich dagegen wehrte, ein Verhältnis mit Jonathan gehabt zu haben, wie die Gerüchte seit einem Monat liefen. Als er mit Ana Paula und einer Freundin von ihr im Kings Club auftauchte, ging sie zu ihnen und wurde gleich als Hure bezeichnet, was die Katastrophe auslöste.

Unter Tränen berichtete sie, dass sie danach äußerst nervös war und alles sehr schnell ging. Anfangs war sie überzeugt, dass Jonathan sie niedergestreckt hatte. Was genau die Menschen um sie sagten, daran konnte sich das Opfer nicht erinnern, doch bestätigte es gestern vor Gericht, Genugtuung für die Beleidigung angestrebt zu haben.

Im Kreuzverhör mit dem Verteidiger von Ana Paula F., Me Philippe Penning, ging es dann darum, welche Rolle Jonathan C. in der ganzen Sache spielte und ob die Beschuldigte ihr Opfer gezwungen hat, mit ihr nach außen zu gehen. Dies konnte aber nicht abschließend geklärt werden, so dass die Verteidigung weitere Zeugen forderte.

Dies um den Vorwurf des vorsätzlich versuchten Mordes zu entkräften, dem sich die öffentliche Anklägerin aber widersetzte. Nachdem sich das Gericht zurückgezogen hatte, wurde dem Antrag der Verteidigung Folge geleistet. Der Prozess wird also am 4. und 5 April mit vier weiteren Zeugen fortgesetzt.