Mord in Brasilien

Mord in Brasilien
(Tageblatt-Archiv)

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Zwei Frauen sollen in Brasilien einen Mann umgebracht haben. Sie müssen sich seit Montag in Luxembug vor Gericht verantworten.

Am Montag begann vor der Kriminalkammer ein auf zwölf Verhandlungstage angesetzter Prozess gegen zwei Frauen, denen kaltblütiger Mord vorgeworfen wird. Die 62-jährige aus Laos stammende Brigitte D. und die 54-jährige aus Brasilien stammende Tania M., sollen den 74-jährigen in Berdorf geborenen Henri Z., dem Ehemann von Brigitte D., in Auftrag gegeben haben.

Ebenfalls angeklagt ist Diego M., der Sohn von Tania M., der jedoch in Brasilien in Haft sitzt und deshalb beim Prozess nicht anwesend sein kann. Laut brasilianischem Ermittlungsprotokoll handelte es sich um eine der zahlreichen Hinrichtungen, die am 25. Oktober 2011 der Rua do Telegrafo in Porto Seguro im südlichen Bundesstaat Bahia stattfand. Das Opfer wurde mit fünf Schüssen aus einer 7,65 mm Pistole in den Kopf und einen Schuss in die rechte Hand niedergestreckt.

Der zweite angriff war tödlich

Das Mordopfer und seine Frau waren vier Tage vorher bereits am Strand vor ihrem Hotel von einem Unbekannten angegriffen worden. Während Tania D. das Weite suchte und die Militärpolizei alarmierte, wurde Henri Z. mit einem Messer in den Hals gestochen und musste notoperiert werden. Er verließ aber bald darauf auf eigenen Wunsch die Klinik. Am diesem Tag traf er den Sohn von, Tania M., Diego M., im Zentrum von Porto Seguro. Auf dem Heimweg zum Hotel wurde er erschossen, so die brasilianischen Behörden.

Die durch Robert Welter vertretene Staatsanwaltschaft basiert sich u.a. auf die Aussage einer Zeugin, die am Montag aussagte, die zwei beschuldigten Frauen bei der Hochzeit von Henri Z. und Brigitte D. in Niederanven auf der Toilette belauscht zu haben, als diese den Plan ausheckten, den frisch gebackenen Ehemann zu töten. Am Dienstag sagte sie aus, das Opfer gewarnt zu haben. Er habe aber nur gemeint, seine Frau solle nicht glauben, alles zu bekommen.

Das Opfer, der Immobilienhändler Henri Z., sei ein lebensfroher Junggeselle gewesen, der zufrieden schien eine jüngere Ehefrau als eventuelle Pflegerin im Alter zu haben, ließ eine Zeugin bei ihrer Aussage durchblicken. Me Philippe Penning, der Verteidiger von Brigitte D. wollte wissen, warum die Zeugin L. diese Aussagen nicht vor der Polizei gemacht hatte.

Gerüchte im Knast

Am Dienstag war es dann der psychiatrische Experte Edmond Reynaud, der den beiden Angeklagten, neben voller Schuldfähigkeit, ein bewegtes Nachtleben und einen manipulativen Charakter bescheinigte. Eine Mitgefangene der seit Februar 2012 inhaftierten Angeklagten sagte im Zeugenstand aus, dass zu dieser Affäre in der Anstalt Gerüchte über eine brasilianische Piste zirkulierten. Doch taugen Gerüchte bekanntlich nicht als Beweis.

Der Notar bestätigte im Zeugenstand, dass Henri Z. und Brigitte D. in seiner Kanzlei eine Gütertrennung unterschrieben hatten und das spätere Opfer gleichzeitig ein handgeschriebenes Testament bei ihm hinterlegt hatte, was für einen Junggesellen ohne Kinder ja nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Danach wandte sich die Kundin zwecks Testamenteröffnung mit dem Todesschein an seine Kanzlei. Kurze Zeit später wurde er von der Kriminalpolizei kontaktiert.

Me Jean-Paul Rippinger, der sowohl Tania M. wie auch das Opfer und seinen Sohn, der auf mysteriöse Art und Weise in den Ruinen der Maginot-Linie ums Leben kam, als Anwalt beraten hatte, berief sich auf seine professionelle Schweigepflicht. Dies hielt ihn aber nicht von der Behauptung ab, er sei damals abgehört worden. Das hatte er bereits dem Untersuchungsrichter gesagt.

Drei Jahre danach…

Der Zeuge kritisierte dann auch die audiovisuelle Presse die das offizielle Protokoll veröffentlicht hätten, obwohl es nicht in die Öffentlichkeit gehöre. Er habe keinen blassen Schimmer, was in Brasilien wirklich vorgefallen ist, doch sei er schockiert, dass die Angeklagten bei einer derart dünnen Beweisdecke sich erst nach drei Jahren Haft in öffentlicher Sitzung verteidigen dürfen. Ein von Verteidigern schon oft angeprangerter Umstand.

Der Zeuge bestätigte die Aussagen, die er vor dem Untersuchungsrichter gemacht hatte. Er sprache der viel zu leutseligen Tania M. die intellektuellen Fähigkeiten ab, einen derartigen Mordanschlag zu planen und durchzuführen, doch befinde man sich damit im Bereich der subjektiven Psychologie im Büro einer Ermittlerin und nicht an der Kanzel einer öffentlichen und kontradiktorischen Zeugenbefragung in einem Mordprozess, betonte der Zeuge.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.