Kopf der Bande weist alles von sich

Kopf der Bande weist alles von sich
(Reuters/© Fabian Bimmer / Reuters)

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Luxemburg - Vor Gericht stehen sieben Männer wegen Drogenhandel mit Kokain, Heroin und Marihuana im großen Stil.

Am Montag begann vor der von Prosper Klein präsidierten 9. Kammer am Tribunal Luxemburg der Prozess gegen den Hauptangeklagten Maher G. sowie Marwen S., Steve L., Tarek T., Daniel B., Ali A. und Carlos G., denen Drogenhandel mit Kokain, Heroin und Marihuana im großen Stil in zwei Lokalen in Esch/Alzette und die damit einhergehende Geldwäsche vorgeworfen wird.

Dem aus Tunesien stammenden 31-jährigen Maher G., alias „Michel“, wird außerdem der Import der Ware aus Belgien und den Niederlanden vorgeworfen.

Ein Ermittler sagte am Montag im Zeugenstand aus, dass der Polizei Ende 2013 zu Ohren kam, dass man bei Maher G. und seinen Leutnants Ali A., alias „Khaled“, und Tarek T., alias „Dida“, das beste Koks kaufen konnte.

Bei der Telefonüberwachung wurde schnell klar, dass sich der Handel hauptsächlich hinter einem großen Lebensmittelgeschäft an der place du Brill abspielte. Es konnte auch eine größere Bestellung von rund 70.000 Euro abgehört werden. Kurz vor dem polizeilichen Zugriff wurde die Wohnung in der Kanalstraße geräumt. Die drei Haupttäter wurden erst später bei verschiedenen Deals festgenommen. Nach einer Minimalberechnung der Ermittler hatte der in Esch geborene Carlos G., alias „Ka“, den Haupttäter um rund 27.000 Euro bereichert. Bei Steve L. und Daniel B., die alle ihren eigenen Drogenkonsum finanzierten, waren es 45.000 bzw. 20.000 Euro. Der ebenfalls drogenabhängige Marwen S., alias „Merouane“, war mit einem Umsatz von 10 Gramm täglich ein eher kleiner Fisch.

Drogenboss in Opferrolle

Folgte dann eine Abhörliste von zahlreichen Kunden, die für hohe Beträge zum eigenen Bedarf einkauften, diese aber auch durch Vermittlung von neuen Interessenten teilfinanzierten. Dabei waren auch ein Taxifahrer und eine junge Dame, die weit über ihren Eigenkonsum bei Maher G. bestellte, der, so der Ermittler, eindeutig auf der Spitze der Pyramide saß und alles und alle kontrollierte.

Umgerechnet habe Maher G. rund 280.000 Euro in nur vier Monaten umgesetzt. Hochgerechnet kann man also von einem Jahresumsatz von einer Million Euro ausgehen. „Michel“ wurde in Brüssel geschnappt, als er ein Flugzeug nach Tunis besteigen wollte, wo er sein Geld bunkerte. Dem 1980 in Ägypten geborenen Tarek T. konnte nicht nachgewiesen werden, dass er sich selbstständig machte.

Tarek T. sagte dann bei seiner Gegenüberstellung mit den Richtern aus, dass er die Verteidigung seinem Anwalt überlassen würde. Maher G. leugnete kaltschnäuzig, mit den Mitangeklagten und den Endkunden Kontakt gehabt zu haben. Sozial Schwache und arbeitslose Mitangeklagte, die tapfer versuchen, ihrer Drogensucht Herr zu werden, wie sie am Montag im Zeugenstand beteuerten.

Langjähriger Drogenkonsum

Me Nikki Stoffel wies beschwichtigend darauf hin, dass die Luxemburger Mitläufer Carlos G., Steve L. und Daniel B. von Anfang an geständig und irgendwie erleichtert waren, dass das Ganze ein Ende gefunden hatte. Me Arnaud Ranzenberger sah ein, dass sein Mandant Tarek T. nicht auf mildernde Umstände hoffen kann, doch sei er durch seinen langjährigen Drogenkonsum anfällig gewesen.

Der Verteidiger des Hauptangeklagten Maher „Michel“ G., Me Roby Schons, wollte seinen Klienten aus dem Schussfeld des Bandenchefs bringen, nur weil er dafür bekannt war, den besten Stoff weit und breit zu verkaufen. Auch er habe an den Drogen gehangen und muss nun aber als kalt berechnender Dealer herhalten. Der Anwalt stellte die Hochrechnungen der Ermittler in Frage.

Der Prozess wird am Dienstag (31.03.15) mit dem Strafantrag von Martine Wodelet, Vertreterin der Staatsanwaltschaft, fortgesetzt.