Erzieherinnen wurden nicht entlassen

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(dpa)

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Drei Erzieherinnen mussten vergangenen Herbst vor Gericht, weil sie angeblich immer wieder Kinder mit Klebeband an Stühle fesselten. Zwei davon sind noch immer im Dienst der Gemeinde.

Vor Gericht mussten sich Ende Oktober des vergangenen Jahres drei Erzieherinnen verantworten, weil sie 2008 und 2009 angeblich immer wieder Kinder in einer „Maison relais“ in Bonneweg mit Klebeband an Stühle gefesselt haben sollen. Laut Informationen des Tageblatts sind zwei der drei Erzieherinnen noch immer im Dienst der Gemeinde.

Eine Frau soll nun in einer Mediathek tätig sein und die andere soll sogar noch immer mit Kindern arbeiten, allerdings würde sie unter Beobachtung stehen. Die dritte im Bunde soll nicht mehr im Dienst der Gemeinde stehen.
In den Jahren 2008 und 2009 sollen die Zwischenfälle stattgefunden haben. Sowohl Claire W. als auch Aline L. und Michèle P. mussten sich vor der Strafkammer verantworten. Angeblich sollen sie die Kinder mit dickem Klebeband an die Stühle gefesselt haben, um sie ruhig zu stellen. Teilweise wurden den Kindern die Hände und Füße gefesselt.

Die Taten sollen sich in der „Maison relais“ in der rue Gellé in Bonneweg abgespielt haben. Laut der Staatsanwaltschaft habe es sich um sechs Kinder gehandelt. Damals waren die Kinder zwischen fünf und acht Jahre alt.

In regelmäßigen Abständen hätten sich die Erzieher in sogenannten „Team Sessions“ zusammengesetzt, um die Bilanz der vergangenen Zeit zu ziehen. In diesen „Team Sessions“ hätte sich auch herausgestellt, dass es Probleme mit einzelnen Kindern geben würde. Ob und warum die Erzieherinnen die Kinder gefesselt haben, wurde aber nicht besprochen. Laut dem zuständigen Ermittler hätte eine andere Erzieherin den Vorfall bei der Polizei gemeldet.

Anschließend wurde ein Verfahren in die Wege geleitet. Bei der Polizei hätte ein Kind angegeben, es sei sechs Mal zum Festkleben an den Stuhl gekommen, ein anderes Opfer hat erklärt, der Vorfall hätte sich zwei Mal ereignet. Auch hätten einige Kinder bei der Polizei erklärt, sie hätten sich selbst mit Klebeband an den Stuhl fesseln müssen.

Laut dem Ermittler war es den Erzieherinnen durchaus bewusst, dass sie die Kinder nicht festbinden durften. Auch der Chef der „Maison relais“ soll laut der Polizei von den Zwischenfällen gewusst haben, hätte jedoch nur angegeben, dass er dies nicht gut finden würde.

Eine Zeugin erklärte Ende Oktober vor Gericht, dass sie an einem Tag ein weinendes Mädchen vor der Tür eines Spielraumes sah.

„Zudem war das Mädchen an dem Stuhl festgeklebt. Sofort habe ich der verantwortlichen Erzieherin erklärt, dass dies verboten wäre. Diese antwortete daraufhin, andere Erzieherinnen hätten ihr den Tipp gegeben, weil dies angeblich helfen würde, die Kinder so gut es geht ruhig zu stellen“, so die Frau vor den Richtern.

Ein weiterer Zeuge betonte im Prozess, dass vieles in dieser „Maison relais“ schief lief. „Mehr als einmal hatten wir unsere Vorgesetzten darauf aufmerksam gemacht, dass es bei uns an Personal mangelte. Wir hatten sehr viele schwierige Kinder, die einfach nicht ruhig zu stellen waren. Immer wieder haben wir uns für mehr Personal eingesetzt. Allerdings vergebens. Unsere politische Vorgesetzte war damals Viviane Loschetter. Auch an sie haben wir uns gewandt. Jedoch wurde nie etwas unternommen“, so der Mann.

Am 10. und 11. Mai wird Viviane Loschetter dann als Zeugin vorgeladen. Laut Tageblatt-Informationen sei dies bisher der einzige Fall dieser Art auf dem Gebiet der Hauptstadt. Nach der Tat wurden sowohl die Kinder als auch die Eltern psychologisch betreut.

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Fortsetzung am 10. und 11. Mai

Am 10. und 11. Mai wird der Prozess gegen die drei Erzieherinnen voraussichtlich fortgesetzt. Ursprünglich hieß es sogar, dass der Prozess im Januar fortgesetzt werden sollte. Damals mussten aber verschiedene Richter aus dem Gremium der zuständigen Strafkammer an einer Fortbildung teilnehmen und der Prozess wurde ausgesetzt.