Bilderbuchmotiv, aber keine Beweise

Bilderbuchmotiv, aber keine Beweise
(dpa/Symbolbild)

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Immobilienhändler Henri Z. aus Luxemburg wurde in Brasilien ermordet. Das Gericht versucht jetzt Licht ins Dunkel rund um die Tat zu bringen. Es wird viel Spekuliert. Klare Beweise fehlen bislang.

Am Dienstag wurde vor der Kriminalkammer der Prozess gegen die Laotin Brigitte D. und die Brasilianerin Tania M. fortgesetzt, denen der Auftragsmord am damals 74-jährigen Immobilienhändler Henri Z. vorgeworfen wird. In der Anklageschrift steht auch Diego M., der Sohn von Tania M., der in Brasilien lebt.

Diego M. benutzte die Kreditkarte des Opfers und erleichterte sie mit mehr als 50 nächtlichen Bacomat-Abhebungen bei 72 Versuchen um stolze 25.000 Euro, war also wohl kaum interessiert, mit Henri Z. nach Luxemburg zurückzukehren, wie dieser es wünschte, da spätestens dann seine Machenschaften aufgeflogen wären, was für jeden Ermittler ein Bilderbuchmotiv sein dürfte.

Hingerichtet

Am 25. Oktober 2011 wurde Henri Z. in der Rua do Telegrafo in Porto Seguro im südlichen Bundesstaat Bahia, nachdem er vier Tage vorher schon bei einem Überfall im Beisein seiner Ehefrau mit einem Messer schwer verletzt worden war, mit fünf Schüssen aus einer 7,65 mm Pistole in den Kopf regelrecht hingerichtet.

Am Dienstag trat ein deutschsprachiger Freund von Henri Z. in den Zeugenstand, der die bedrückende Stimmung bei der Hochzeit hervorstrich, bei der er den Eindruck hatte, dass die Eheleute „nicht ganz froh miteinander“ waren. Er wusste von der Brasilienreise, sprach aber nie mit Brigitte D. und den Tod seines Freundes erfuhr er aus der Zeitung.

Spekulationen

„Henri war kein protziger oder eitler Mensch. Er hätte nie mit seiner Rolex geprahlt und auch keine 25.000 Euro abheben lassen“, so der Zeuge, der auch bestätigte, dass das Opfer kein unvorsichtiger Mensch war, sein Geld zusammen hielt und normalerweise jeder Gefahr auswich. Er habe ihm aber immer verschwiegen, dass er seine Ehefrau im Rotlichtmilieu kennenlernte und ihr nachsetzte.

In den folgenden Diskussionen zwischen dem Zeugen und dem Vorsitzenden wurde viel über die erste Attacke auf Henri Z. am Strand von Porto Seguro spekuliert. Der Vorsitzende berief sich auf Zeugenaussage eines Polizisten, dass die Ehefrau vom Tatort floh, während ihr Verteidiger dessen Kollegen zitierte, bei dem Brigitte D. den Anschlag beklagte.

Hochzeitsessen

Nach der Pause war es ein weitläufiges Familienmitglied des Opfers, das bestätigte, dass Henri Z. seine Ehefrau abschottete. Auch dieser Zeuge konnte, obwohl ihn der Vorsitzende minutiös ins Dossier einführte, die sehr dünne Beweiskette nicht stärken. Me Penning erinnerte den Zeugen an seine Aussagen, Henri Z. habe die lange Reise nach Brasilien gescheut, nachdem er die nach Laos abgelehnt hatte, weil er die Familie seiner Frau nicht unterhalten wollte.

Es war dann ein stadt- und landbekannter Gastronom, bei dem Henri Z. das Hochzeitsessen für rund 30 Gäste bestellt und bar bezahlt hatte, der in den Zeugenstand trat. Im Gegensatz zum Ehepaar, war ihm nur Tania M. bekannt, weil sie die letzten sechs Jahre ihren Geburtstag bei ihm gefeiert und sein Lokal auch vermittelt hatte. Es handelte sich um eine kühle bis entspannte Gesellschaft.

Konto

Wie Me Penning dem Zeugen in Erinnerung rief, speisten Brigitte D. und Tania M. nach der misslungenen Hochzeitreise bei ihm im Lokal und bedauerten dabei, dass sie Probleme hätten, den Leichnam nach Luxemburg zu transportieren. Obwohl ihn der Vorsitzende vom Gegenteil überzeugen wollte, blieb der Gastronom dabei, dass die beiden Frauen damals einen echt traurigen Eindruck auf ihn machten.

Es stellte sich dann noch heraus, dass Tania M. ihren 50. Geburtstag auf Kosten ihres Ehemannes am 7. Dezember 2011 im Lokal des Zeugen feierte und die Witwe von Henri Z. daran teilnahm. Die Trauerzeit sei erst am 27. Januar 2012 vorbei gewesen, als die Konten freigegeben wurden, so der Vorsitzende. Der Prozess wird am Dienstag mit einer Aufführung einer DVD vom Tatort fortgesetzt.

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