Schotten kein Einzelfall in Europa

Schotten kein Einzelfall in Europa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Referendum der Schotten über eine Loslösung von Großbritannien dürfte in einigen europäischen Regionen mit besonderer Spannung verfolgt werden - denn Unabhängigkeitsbestrebungen gibt es nicht nur in Schottland.

Seit langem gibt es in mehreren europäischen Ländern Bewegungen, welche die Unabhängigkeit einer Region des Landes anstreben. Das Referendum in Schottland könnte in diesem Zusammenhang ein Präzedenzfall darstellen. Aber Welche Landesteile wollen in Europa eigentlich unabhängig werden? Eine kleine Liste:

KATALONIEN: In der nordostspanischen Region will der dortige Regierungschef Artur Mas die Bevölkerung ebenfalls über eine Unabhängigkeit von Spanien abstimmen lassen – geplant ist das Referendum für den 9. November, doch verbietet die Regierung in Madrid dessen Abhaltung. Die Region, die ihre Kultur und die katalanische Sprache hochhält, erwirtschaftet mit ihren rund 7,5 Millionen Einwohnern etwa ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsprodukts. Die Befürworter einer Unabhängigkeit haben in den vergangenen Jahren deutlich an Einfluss gewonnen – nicht zuletzt wegen der Wirtschaftskrise in Spanien und der drastischen Sparmaßnahmen der Madrider Regierung.

BASKENLAND: Im Nordwesten Spaniens kämpfte die Untergrundorganisation ETA fast 50 Jahre lang für einen unabhängigen baskischen Staat. Bei rund 4000 Terroranschlägen wurden mehr als 800 Menschen getötet. Im Jahr 2011 erklärte die ETA zwar einen Gewaltverzicht und verübte seither keine Anschläge mehr. Doch die Flamme ist nicht erloschen: Im Juni gingen mehr als 100.000 Basken auf die Straße und demonstrierten mit einer 123 Kilometer langen Menschenkette friedlich für die Unabhängigkeit ihrer Region.

PADANIEN: In Italien fordert die aus verschiedenen Autonomiebewegungen entstandene Lega Nord seit Jahren die Unabhängigkeit „Padaniens“ von Rom. Der Name ist abgeleitet vom italienischen „pianura padana“ für die Poebene. Zu Padanien zählt die Lega Nord die norditalienischen Regionen Lombardei, Aosta, Piemont, Ligurien, Venetien und die Emilia-Romagna mit insgesamt 25 Millionen Einwohnern. Im März stimmten bei einer Internet-Befragung, die ein privates Kollektiv in der Region Venetien organisiert hatte, 89 Prozent der Teilnehmer für eine Loslösung von Italien.

SÜDTIROL: Auch in Südtirol wird der Ruf nach einer Volksabstimmung über eine Loslösung der traditionell deutschsprachigen Region von Rom lauter. Dafür treten drei Parteien ein, die zehn von 35 Mitgliedern des Landtags in Bozen stellen. Wie in den anderen norditalienischen Regionen liegt das Bruttosozialprodukt in Südtirol nach Angaben der dortigen Handelskammer mit jährlich rund 36.000 Euro pro Einwohner deutlich über dem italienischen Durchschnitt. 1972 erhielt Südtirol einen weitreichenden Autonomiestatus. Der Landtag in Bozen verabschiedet in zahlreichen Bereichen seine eigenen Gesetze, rund 90 Prozent der Steuereinnahmen bleiben in der Region. Den Befürwortern einer Unabhängigkeit geht dies aber nicht weit genug. Italien sei eine „Besatzungsmacht“, betont die 63-jährige Eva Klotz von der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit, die seit 1983 Mitglied des Landtags ist. „Wir werden sehr genau verfolgen, was in Schottland und Katalonien geschieht.“

FLANDERN: In Belgien setzt sich die Neu-Flämische Allianz (NVA) unter Bart De Wever für die Unabhängigkeit Flanderns ein. Bei den jüngsten Parlamentswahlen wurde sie Wahlsieger. Ihr Ziel will die Partei auf lange Sicht und friedlich erreichen – von einer Revolution im Königreich, das neben Flandern auch die französischsprachige Wallonie und das zweisprachige Brüssel umfasst, hält die NVA nichts. Irgendwann werde Belgien ohnehin „verdampfen“, sagte De Wever einmal. Gemeint ist, dass der Staat immer mehr Kompetenzen abgibt, zum einen an die belgischen Regionen und zum anderen an die Europäische Union. Zu dieser bekennt sich die NVA ausdrücklich – Belgiens flämische
Nationalisten sind überzeugte Europäer.

KORSIKA: Auf der Mittelmeerinsel Korsika kämpften militante Gruppen mehrere Jahrzehnte lang mit Gewalt für eine Unabhängigkeit von Frankreich. Ihre Attentate richteten sich oft gegen Vertreter des französischen Staates und Verwaltungsgebäude, aber auch gegen Ferienvillen von Festlandfranzosen. Erst im Juni dieses Jahres kündigte die Organisation FLNC an, sie werde künftig auf ihren bewaffneten Kampf verzichten.