35-Stunden-Woche „falsche Idee“

35-Stunden-Woche „falsche Idee“
(AFP/Eric Piermont)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat erneut eine Debatte über die 35-Stunden-Woche losgetreten und damit die regierenden Sozialisten verärgert.

Bei einer Rede vor dem Unternehmerverband Medef sagte der als liberal geltende Minister am Donnerstagabend, es sei eine „falsche Idee“ der Linken gewesen, „dass es Frankreich besser gehen könnte, wenn weniger gearbeitet wird“. Der Satz wurde Macron umgehend als Kritik an der 35-Stunden-Woche ausgelegt, mehrere sozialistische Politiker kritisierten die Äußerung des Ministers scharf. Auch Regierungschef Manuel Valls wies den erst 37-jährigen Minister am Freitag zurecht. „Die Franzosen haben mit solchen rückwärtsgewandten polemischen Diskussionen nichts am Hut“, sagte der Sozialist. Er warnte vor schädlichen „kleinen Sätzen“ und betonte, an der 35-Stunden-Woche werde nicht gerüttelt.

Macron beteuerte indes gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, er habe keineswegs auf die 35-Stunden-Woche abgezielt. „Ich habe nicht von den 35 Stunden gesprochen, sondern vom Verhältnis zur Arbeit. Wir brauchen mehr, nicht weniger. Das ist der schönste Kampf der Linken, denn Arbeit ist der Motor der individuellen Befreiung.“ Der frühere Bankier Macron – kein Mitglied der sozialistischen Partei – war vor einem Jahr völlig überraschend französischer Wirtschaftsminister geworden. Seine Ernennung galt als Zeichen von Frankreichs Staatschef François Hollande, dass er ernst macht mit seinem Kurswechsel hin zu einer unternehmerfreundlicheren Wirtschaftspolitik.

Sommertreffen

Im linken Lager der Sozialisten herrschten aber sofort große Vorbehalte gegen den jungen Minister. Verstärkt wurden diese, als Macron in einem kurz nach seinem Amtsantritt veröffentlichten Interview die vielen Sozialisten heilige 35-Stunden-Woche in Frage stellte. In diesem Jahr wurde ein Wirtschaftsreformgesetz aus der Feder Macrons, das unter anderem eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten an Sonntagen und eine Liberalisierung des Busfernverkehrs vorsieht, nur gegen den erbitterten Widerstand sozialistischer Abgeordneter des linken Parteiflügels verabschiedet.

Premier Valls griff sogar auf einen Verfassungsartikel zurück, um das Gesetz auf einem Sonderweg ohne direkte Abstimmung durch die Nationalversammlung zu bekommen. Die jetzt losgetretene Debatte über die 35-Stunden-Woche kommt just zum jährlichen Sommertreffen der Sozialisten in La Rochelle an der westfranzösischen Atlantikküste. Zahlreiche Minister und Staatssekretäre werden am Wochenende in La Rochelle erwartet – Macron dagegen wurde nicht eingeladen. Als Grund wurde angegeben, dass seine Themengebiete bei dem Treffen nicht auf der Tagesordnung stünden.

Lesen Sie auch:

Valls drückt „Loi Macron“ durch