„Es war ein Blutbad“

„Es war ein Blutbad“
(AFP/ho)

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Julien Pearce ist Journalist beim französischen Radiosender Europe 1. Er hat den Anschlag auf ein Konzert im Bataclan in Paris hautnah erlebt.

Julien Pearce war am Freitagabend bei dem Konzert der US-Rockband „Eagles of Death Metal“ im Bataclan in Paris, als mehrere schwer bewaffnete Attentäter den Konzertsaal stürmten. „Die Menschen haben geschrien, gekreischt und alle haben auf dem Boden gelegen“, berichtet er nach der Anschlagserie im US-Fernsehsender CNN.

Der Angriff habe zehn Minuten gedauert. „Zehn schreckliche Minuten, in denen alle am Boden lagen und ihre Köpfe geschützt haben.“ Er habe „viele Schüsse“ gehört, die Terroristen seien „sehr ruhig, sehr entschlossen“ gewesen, berichtet Pearce. „Sie haben ihre Waffen drei oder vier Mal nachgeladen. Sie haben nicht gebrüllt, sie haben gar nichts gesagt.“

In die Menge geschossen

Die Attentäter seien ganz in Schwarz gekleidet und unmaskiert gewesen. Einem von ihnen, einem jungen Mann im Alter von 20 oder 25 Jahren, habe er sogar ins Gesicht gesehen. Der Journalist hat den verheerenden Angriff nach eigener Aussage überlebt, weil er sich über die Bühne zu einem Ausgang retten konnte. Die Attentäter hätten mit Sturmgewehren in die Menge geschossen.

„Die Leute versuchten zu fliehen und sind auf der Suche nach Ausgängen auf Leute getreten, die am Boden lagen“, sagt Pearce. Er selbst sei auf die Bühne geklettert, als die Attentäter gerade ihre Waffen nachgeladen hätten, und habe von dort aus einen Ausgang erreicht. Pearce brachte bei seiner Flucht auch ein junges Mädchen in Sicherheit, das bei der Schießerei verletzt wurde und stark blutete. Er trug sie zu einem Taxi und bat den Fahrer, sie ins Krankenhaus zu fahren.

Band flüchtet

Pearce hat im Bataclan 20 bis 25 Leichen und viele Schwerverletzte gesehen. Nach der Erstürmung des Gebäudes durch die Polizei sprechen die französischen Behörden am Samstagmorgen von mehr als 80 Toten allein im Bataclan. Die vier Angreifer sind tot, drei von ihnen zündeten ihre Sprengstoffgürtel. Mindestens 20 weitere Menschen werden bei Anschlägen und Schießereien an sechs weiteren Orten in der französischen Hauptstadt getötet.

Retten konnten sich auch die Mitglieder der Rockband „Eagles of Death Metal“, deren Konzert im Bataclan mit seinen 1500 Plätzen ausverkauft war. Die Mutter eines Musikers berichtete der „Washington Post“, ihr Sohn und die anderen Bandmitglieder hätten aus dem Konzertsaal flüchten können, als der Angriff begann. „Es war schrecklich“, sagte Mary Lou Dorio. Unklar war aber noch das Schicksal mehrerer Mitglieder der Crew der Band.

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