Erste Deportation von Juden aus Luxemburg

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Mit einer emotional bewegten Gedenkfeier gedachte Luxemburg am Sonntagvormittag der ersten deportierten Juden hierzulande.

Am 16. Oktober 1941 wurden 323 Menschen vom Hauptbahnhof mit dem Sondertransport Nr. Da 3 ins Ghetto nach Litzmannstadt (Polen) gebracht. Nur 12 von ihnen hatten das Glück, zu überleben. Dies war die erste von insgesamt sieben Deportationen jüdischer Menschen.

An der Gedenkfeier nahmen auch Großherzog Henri, Staatsminister Xavier Bettel, der Präsident der Abgeordnetenkammer Mars di Bartolomeo, Claude Marx, Präsident des „Consistoire israélite“ in Luxemburg, und Bürgermeisterin Lydie Polfer teil.

323 Koffer

Zu Beginn der Gedenkfeier stellten die Anwesenden, darunter Sekundarschüler, 323 Koffer am Hauptbahnhof ab, 323 Koffer als Symbol für die 323 deportierte Menschen. Dabei wurden die Namen und Alter der Deportierten erwähnt.
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Die von Nora Koenig und Pitt Simon vorgetragenen Berichte von Zeitzeugen, verdeutlichten das unbeschreibliche Leid dieser Menschen – Menschen die in Luxemburg lebten, hier zur Schule gingen, arbeiteten und Freunde hatten. Pitt Simon schloss seinen Bericht mit den Worten: „Il faut neuf mois pour créer un être humain, et à peine une seconde pour le détruire, à peine une seconde pour tuer son sourire. Et tout ce qu’il fut a peine une seconde pour priver le monde de ce que, peut-être, il lui aurait donné.“

Staatsminister Xavier Bettel schloss sich seinen Vorrednern an. Es sei kaum möglich, zu wissen, wie die Geschichte dieser Menschen in Polen weiterging. Es sei aber wichtig, sich an die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs zu erinnern. „Europa ist ein Friedensprojekt, das aus dem Blut des Zweiten Weltkrieges entstanden ist. Jeder Mensch muss Verantwortung tragen, um den Frieden zu erhalten, daher sei es wichtig, aus der Geschichte zu lernen“, sprach Xavier Bettel. Des Weiteren erklärte er, dass 2018 ein Monument im Regierungsviertel – an jener Stelle, wo 1840 die erste Synagoge des Landes stand – gebaut werden soll, um an die Opfer der Schoah zu erinnern.

Aufarbeiten der Geschichte

Mars di Bartolomeo erklärte in seiner Ansprache, dass man die Vergangenheit nicht mehr ändern könne. Es sei jedoch wichtig, dass die Erinnerung an das Geschehene bestehen bleibt. Ereignisse wie im Zweiten Weltkrieg dürften sich nicht wiederholen, daher sei auch das Aufarbeiten der Geschichte von enormer Bedeutung, zumal immer weniger Zeitzeugen unter uns weilen.

Es sei auch wichtig, sich gemeinsam gegen die Verbrechen an den Menschen in Krisenregionen zu wehren und die Ermordung unschuldiger Zivilisten zu stoppen, ergänzte Di Bartolomeo. In diesem Zusammenhang dankte er jenen Schülern, die rund 3000 Unterschriften gesammelt hatten, um die Angriffe auf Zivilisten in Syrien zu stoppen.

Die Nazi-Vernichtungsmaschinerie

Auch Claude Marx schloss sich den Worten von Xavier Bettel und Mars di Bartolomeo an: Das, was damals passiert ist, darf sich nicht mehr wiederholen. Er erinnerte die Jugendlichen daran – am Beispiel der Brüder Bernard, Robert und Eric Hermann, die deportiert wurden – wie schnell das Leben von einer Sekunde zur anderen zur Hölle wird. Er rief den Jugendlichen das alltägliche Leben der Juden unter der Naziherrschaft in Erinnerung, ein Leben, das geprägt war von Verboten, Ängsten, Isolation, Erniedrigung bis hin zur Deportation, Hunger und Tod in der Nazi-Vernichtungsmaschinerie.

Claude Marx appellierte an die Anwesenden: „Un Iech all, Jonker a manner Jonker,déi d’Gléck hunn, an engem fräien an demokratesche Land ze liewen, kéint de Message, deen ech haut weiderginn, déi Warnung sinn,déi ech säit Joren ëmmer erëm widderhuelen an déi ech ëmmer eräm wäert widderhuelen, esoulaang meng Stëmm wäit genuch dréit: „Naïscht ass definitiv geséchert, eis Demokratie si fragil a mir si kengesfalls virun enger Widderhuelung vum Horror geschützt.“