„Eine Kampfansage“

„Eine Kampfansage“
(AP/Archiv)

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Die Direktion der Cargolux hat am Freitag den Kollektivvertrag für die Beschäftigten gekündigt. Geringere Lohnkosten und höhere Produktivität nennt die Firma als Zielsetzung eines neues Abkommens. Der OGBL spricht von einer Kampfansage.

Die Generaldirektion der Cargolux hat die Gewerkschaften OGBL und LCGB darüber informiert, dass sie den Kollektivvertrag zum 1.Oktober gekündigt hat. Verhandlungen für einen neuen Vertrag müssten innerhalb von 30 Tagen beginnen. In einer Mitteilung am Freitagnachmittag spricht die Gesellschaft von einer Senkung der Lohnkosten und einer Anhebung der Produktivität als Ziele eines neuen Abkommens. Das seien nur zwei von mehreren notwendigen Initiativen, um die Firma nachhaltig abzusichern.

Sie wolle bei Neuverhandlung keinesfalls von den vorhandenen Verträgen ausgehen, werfen die Gewerkschaften der Direktion vor. Grundlage der Verhandlungen seien die gesetzlichen Bestimmungen, hat die Direktion den Gewerkschaftern am Freitagmorgen gesagt. Das heisst, man werde bei Null starten, sagt Hubert Hollerich. Ein bisher einmaliges Vorgehen. Verlierer seien dabei einzig und allein die Beschäftigten. Man wolle einen Präzedenzfall auch für andere Betriebe schaffen, habe die Generaldirektion gesagt, so Hollerich.

Kampfansage an das Luxemburger Sozialmodell

Dem Generaldirektor schwebe eine satte Minusrunde vor, so die Gewerkschaft am Nachmittag. Für den OGBL bedeute diese Vorgehensweise eine „eindeutige Kampfansage“ an des Luxemburger Sozialmodell. Sollte die Generaldirektion auf ihrer Haltung beharren, werde der OGBL umgehende das Nationale Schlichtungsamt mit dem Fall befassen.

Die Verhandlungen dürften sich als äusserst schwierig gestalten. So habe der aktuelle Generaldirektor Richard Forson den Gewerkschaften allen Ernstes vorgeschlagen, einen auf einen Monat befristeten Kollektivvertrag abzuschliessen, hatte OGBL-Sekretär Hubert Hollerich am Donnerstag gesagt. Gesetzliche Mindestdauer eines Tarifvertrags sind jedoch sechs Monate.

Nicht die feine Art

Unverständnis hat die überraschende Kündigung des Kollektivvertrags auch beim LCGB ausgelöst. Als der Generaldirektor die Personaldelegierten mündlich über seine Absichten informiert habe, habe man am Freitag gleich reagiert, so LCGB-Sekretär Aloyse Kapweiler. Kaum habe man den Brief an die Direktion verschickt, als schon der Bescheid aus der Generaldirektion mit der Kündigung des Kollektivvertrags zugestellt worden sei. Das sei nicht die in Luxemburg übliche Handlungsweise, beklagt sich Kapweiler. In der Regel spreche man vor solch wichtigen Entscheidungen miteinander. Der LCGB-Gewerkschaft bedauert die völlige Unkenntnis Luxemburger Gepflogenheiten auf Seiten der Cargolux-Direktion.

Dass er neue Wege beim Kollektivvertrag beschreiten wolle, hatte Interim-CEO Forson bereits am vergangenen Dienstag bei einer Belegschaftsversammlung gesagt. Wem das nicht gefalle, könne gehen, habe er den Anwesenden gesagt.

Der Protest gegen das Vorgehen der Generaldirektion macht sich in der Zwischenzeit auch auf dem sozialen Netzwerkt Facebook breit. Auf einer Facebook-Seite können sich Interessierte mit den Cargolux-Angestellten solidarisch erklären.