Ein Wahrzeichen verschwindet

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Die Abrissarbeiten der Neudorfer Rundbrücke schreiten voran. Nicht alle Escher sind von dem Projekt überzeugt.

Die „Ronn Bréck“ gilt für viele Escher als eines der Wahrzeichen der Stadt. Nun soll die über 90 Jahre alte Brücke verschwinden. Die Abrissarbeiten dieses Relikts der Escher Industriekultur haben kürzlich begonnen und zogen auch manchen neugierigen Besucher an. Jean-Marie Glaub ist einer davon. Ein Escher aus Lallingen. Er findet es schade, dass die Rundbrücke verschwinden soll. „Warum wird in Luxemburg eigentlich alles abgerissen“, so Glaub. Damals vor dem Krieg, in den 1920-Jahren, sei der Bau der Neudorfer Rundbrücke eine Sensation in Luxemburg gewesen. Sie war einzigartig in Luxemburg, erklärt der Escher. Und auch sozusagen die letzte ihrer Art. Eine ähnliche Brücke habe es damals nur in Schengen gegeben. Doch während des zweiten Weltkriegs sei diese gesprengt worden.

Aus dieser Zeit gebe es auch eine lokalhistorische Anekdote der Escher Brücke. Während des Zweiten Weltkrieges stiegen ein paar Resistenzler auf die „Ronn Bréck“ und hissten an ihrem höchsten Punkt die luxemburgische Fahne, erzählt Glaub. „Der Abriss ist schade. Es wäre auch bestimmt ein schönes Bauprojekt geworden, hätte man die Brücke repariert“, meint der Escher weiter. Im Ösling habe man kürzlich alte Bauernhäuser vor dem Abriss gerettet. Deshalb verstehe er nicht, warum das bei diesem Wahrzeichen der Industriekultur nicht auch gemacht werde.

Warum keine Fußgängerbrücke?

Für einen Bewohner aus dem Neudorf ist der Abriss der Brücke ein Armutszeugnis. Er kennt die Brücke bereits aus seiner Kindheit. Sie gehöre zum Neudorf. Auch, so ist er überzeugt, hätte es andere Lösungen gegeben. Etwa eine Restaurierung oder die Nutzung der Rundbrücke als Fußgängerüberweg. Aber das kostet dann wahrscheinlich wieder zuviel Geld, kritisiert der gebürtige Escher die Lage. Zudem nerve die Baustelle. Das ganze Viertel sei abgeschnitten und er müsse nun über den Gaalgenberg laufen, um ins Zentrum zu kommen.

Doch nicht alle sind gegen einen Abriss. Ein ehemaliger Escher, der aber nun nicht mehr ansässig ist, sieht die Sache pragmatischer. Er findet das Projekt gerechtfertigt. Immerhin sei die „Ronn Bréck“ in einem desolaten Zustand. „Jetzt schreien die Leute noch, dass ein Wahrzeichen verschwindet. Das geht so lange, bis der erste Stahlträger jemandem auf dem Kopf landet“, erklärt der Mann. Ärgerlich sei nur die riesige Umleitung über Schifflingen.

Die Arbeiten sollen sich noch bis zum Sonntag hinziehen. Bis dahin wird das Neudorf vom Escher Zentrum getrennt bleiben.