„Ein Juwel der Kulturnation“

„Ein Juwel der Kulturnation“
(Markus Scholz)

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Endlich eröffnet: Beim ersten Konzert in der spektakulären Hamburger Elbphilharmonie genießen 2.100 Gäste die fantastische Akustik im Konzertsaal.

Sie soll an die Weltspitze der Konzerthäuser: Nach fast einem Jahrzehnt Bauzeit ist die Hamburger Elbphilharmonie am Mittwochabend eröffnet worden. „Ein Ort, an dem die verbindende, inspirierende und beglückende Kraft der Musik für alle spürbar wird“, sagte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck. Die Popularität und die Anziehungskraft der Elbphilharmonie seien eine große Chance, mehr Menschen für klassische Musik zu begeistern. Zu dem Festakt waren 2.100 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur gekommen – unter ihnen auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

Gauck ermunterte die Stadt: „Nutzen Sie die Möglichkeiten, die dieses Haus Ihnen bietet.“ Dann werde aus der Elbphilharmonie, was viele Hamburger sich wünschten: „das Wahrzeichen einer weltoffenen, vielfältigen Metropole – und ein Juwel der Kulturnation Deutschland“.

„Historisches Datum“

Das erste Konzert im Großen Saal mit der besonderen Innenverkleidung – der sogenannten weißen Haut – durfte das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Leitung von Thomas Hengelbrock geben. Wegen des schlechten Wetters startete es später als geplant. Im Konzertsaal war es anfangs völlig dunkel, als die ersten Töne von „Pan“ erklangen. Es ist das erste Stück der „Sechs Metamorphosen nach Ovid“ des englischen Komponisten Benjamin Britten. Der Oboe-Solist Kalev Kuljus spielte auf den Rängen zwischen den Zuhörern.

„Hamburg setzt mit der Elbphilharmonie ein unübersehbares Zeichen für die große Bedeutung, die Kunst und Kultur in einer freien Gesellschaft zukommt“, hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zuvor gesagt. Der 11. Januar 2017 sei ein historisches Datum.

Musikalische Zeitreise

Auf dem Programm des Eröffnungskonzertes stand eine musikalische Zeitreise von der Renaissance bis zur Gegenwart. Musiker, die in der Elbphilharmonie bereits proben durften, hatten von ihrem „warmen Klang“ geschwärmt. Der Akustiker Yasuhisa Toyota wollte zudem, dass alle Besucher auf den terrassenförmigen Publikumsrängen gleich gut hören können. Aus Schallschutzgründen wurde der 12.500 Tonnen schwere Saal vom restlichen Gebäude entkoppelt, er liegt auf Federpaketen.

Auf der Gästeliste standen auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), zahlreiche Politiker aus Bund und Ländern sowie Regisseur Fatih Akin, Modeschöpferin Jil Sander und die Schauspieler Hannelore Hoger, Charly Hübner und Armin Mueller-Stahl. Bei Schmuddelwetter wurde für Zuschauer draußen an den Landungsbrücken und auf Barkassen eine zur Musik passende Lichtinstallation auf das Gebäude projiziert.

„Alles ruhig“

Die Polizei sicherte die Veranstaltung mit zahlreichen Maßnahmen ab, dazu gehörten Betonpoller, Sperrungen und der Einsatz von Sprengstoff-Spürhunden. „Alles ruhig“, sagte ein Polizeisprecher während des Eröffnungskonzertes.

Der Grundstein für den Prestigebau an der Spitze der Hafencity wurde bereits am 2. April 2007 gelegt. Eigentlich sollte das Konzerthaus der Architekten Herzog & de Meuron, das neben dem großen Saal noch einen kleinen Konzertsaal, ein Hotel mit 244 Zimmern und 44 Eigentumswohnungen beherbergt, bereits vor sieben Jahren eröffnen.

789 statt 77 Millionen

Die Kosten stiegen für die Steuerzahler von 77 auf 789 Millionen Euro, hinzu kamen 57,5 Millionen Euro Spenden. Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierte deshalb: „Die Luxus-Eröffnung ist das logische i-Tüpfelchen auf der irren Verschwendungs-Geschichte der Elbphilharmonie“, sagte der Abgeordnete Norbert Hackbusch.

Bürgermeister Scholz betonte: „Die Vor-Geschichte dieses Hauses war bis zu seiner Eröffnung lang und bewegt – deutlich länger und bewegter, als wir uns das alle gewünscht haben.“ Aber heute wolle man sich ausschließlich auf die vielen Musiker, die diesen Ort mit Leben füllen werden, freuen. „Die Konzerte des Eröffnungshalbjahres sind restlos ausverkauft“, sagte er.

Was er mit „Vorgeschichte“ meint und eine Zusammenfassung der zahlreichen Probleme, die auftraten, können Sie in diesem Dokumentarfilm von vor zwei Jahren, als die Elbphilharmonie noch eine Baustelle war, sehen:

Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba rechnet mit vielen zusätzlichen Besuchern aus aller Welt – vor allem aus den USA und Asien. Bereits am 5. November wurde die öffentliche Plaza in 37 Metern Höhe eröffnet. Mittlerweile genossen dort bereits eine halbe Million Menschen die Aussicht.