Kopf-an-Kopf-Rennen bei US-Wahl

Kopf-an-Kopf-Rennen bei US-Wahl
(AFP)

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Schafft der erste schwarze Präsident der USA die Wiederwahl? Bis zum Schluss haben sich Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney nichts geschenkt. Jede Stimme zählt in diesem überaus knappen Rennen.

Barack Obama oder Mitt Romney – Millionen Amerikaner haben jetzt die Wahl, den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten zu bestimmen. Bis zur Öffnung der ersten Wahllokale am Dienstag lieferten sich der erste schwarze US-Präsident und sein republikanischer Herausforderer eine erbitterte, Milliarden-teure Wahlschlacht. Schätzungsweise drei Milliarden Dollar (knapp 2,35 Mrd Euro) dürften beide in die als Schicksalswahl beschworene Auseinandersetzung gesteckt haben.

Auch wenn der Demokrat Obama in den entscheidenden Bundesstaaten, den sogenannten Swing States, zumeist knapp vorn liegt, ist ein knapper Ausgang zu erwarten. Beide Lager bereiteten sich nach Medienberichten auf einen langwierigen Streit um Abstimmungsergebnisse vor.

Erstes Ergebnis

Bei der Abstimmung im Mini-Dorf Dixville Notch im Bundesstaat New Hampshire erhielten Amtsinhaber Barack Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney jeweils fünf Stimmen. Damit kam es dort erstmals in der Geschichte zu einem Patt. Die Ortschaft nahe der kanadischen Grenze eröffnet traditionell den Abstimmungsreigen. In diesem Jahr gab es zehn Wahlberechtigte. Die Auszählung wurde vom Sender CNN live übertragen.

Kurz zuvor hatte der Amtsinhaber Obama seine Anhänger bei einer Abschlusskundgebung aufgerufen, bis zur letzten Minute für einen Sieg zu kämpfen. Sie sollten auch sicherzustellen, dass Freunde und Verwandte Wahl gehen. „Es kommt jetzt auf jeden von uns als Bürger an“, sagte Obama am späten Montagabend (Ortszeit) mit heiserer Stimme bei einem Auftritt in Des Moines in Iowa.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die Wahl-Entscheidung dürfte denkbar knapp ausfallen. In der jüngsten Umfrage der „Washington Post“ und des Senders ABC erreichte Obama zwar erstmals seit Anfang Juli landesweit wieder 50 Prozent der Stimmen, während Romney nur auf 47 Prozent kam. Doch liegt das Ergebnis wie derzeit nahezu alle Umfragen im Bereich der statistischen Fehleranfälligkeit.

Vor allem in den sogenannten Swing States, wo sich die Wahl am Dienstag entscheiden dürfte, deuten die meisten Erhebungen auf ein historisch enges Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Die Kandidaten und ihre Unterstützer hatten am Montag 15 Veranstaltungen in neun dieser besonders umkämpften Staaten auf dem Programm, um unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu ziehen.

Warten auf Ergebnisse

Obama wollte sich nach seinem Auftritt in Iowa auf die Rückreise in seine Heimatstadt Chicago machen und dort zusammen mit seiner Familie auf die Wahlergebnisse warten.

Romney hatte nach Stopps in Florida, Virginia und Ohio zum großen Finale in New Hampshire eingeladen. Kurzfristig setzte er aber noch für den Wahltag Auftritte in Pennsylvania und Ohio an. Experten betrachteten Romneys zusätzlichen Stimmenfang am Ende einer gut 17 Monate langen Kampagne als Hinweis darauf, wie knapp das Rennen tatsächlich ist.

Prominente Wahlhelfer

Beide Kandidaten setzten am Tag vor der Entscheidung erneut auf die Strahlkraft prominenter Unterstützer. Obama trat in Ohio mit dem Rockmusiker Bruce Springsteen und dem Rapper Jay-Z auf. Der 63-Jährige Springsteen flog in der Präsidentenmaschine „Air Force One“ mit und stand auch erstmals – samt Gitarre und Mundharmonika – mit Obama auf einer Bühne.

Romney lud den Sänger Kid Rock zu der Kundgebung in New Hampshire ein. Der 41-jährige Musiker, der mit bürgerlichem Namen Robert James Ritchie heißt, gab bei einer Kundgebung in New Hampshire „Born Free2 am Klavier zum Besten – der Kandidat der Republikaner hatte den Hit aus dem Jahr 2010 zu seiner Wahlkampfhymne gemacht.

In einem Radiointerview äußerte der Präsident die Sorge, dass viele seiner Unterstützer den Wahlurnen fernbleiben könnten. „Wir haben genügend Wähler, um zu gewinnen, es ist nur die Frage, ob sie auch kommen“, sagte Obama.

Angriffe auf den Gegner

Romney nutzte seine letzten Wahlkampfkundgebungen erneut, um vor einer zweiten Amtszeit für Obama zu warnen. Dieser habe bewiesen, dass er nicht mit dem Kongress zusammenarbeiten könne. Wenn er im Weißen Haus bleibe, drohe ein politischer Stillstand, weil wichtige Probleme nicht gelöst werden könnten. „Wandel wurde uns vom Präsidenten versprochen. Aber Wandel wird nicht an Reden gemessen. Er wird an Erreichtem gemessen“, sagte Romney am späten Montagabend (Ortszeit) in Manchester (New Hampshire).

Obama bekräftigte bei einem Auftritt in Wisconsin, dass er sich nach seiner Wiederwahl weiter für mehr soziale Gerechtigkeit einsetzen wolle. „Jeder gibt seinen fairen Anteil, jeder spielt nach den selben Regeln, deshalb habt Ihr mich 2008 gewählt und deshalb trete ich für eine zweite Amtszeit an“, rief er.

Wahlausgang offen

Weil die Umfragen sehr nah beieinander liegen, richten sich die Amerikaner auf eine lange Wahlnacht ein. Es galt sogar als möglich, dass das Ergebnis erst nach Tagen feststeht. Beide Wahlkampflager bereiteten sich nach Medienberichten auf einen möglichen langwierigen Streit um Abstimmungsergebnisse vor und heuerten bereits zahlreiche Anwälte an.

Offiziell beginnt der Wahltag um fünf Uhr morgens Ortszeit (11 Uhr MEZ) mit der Öffnung der Wahllokale im Bundesstaat Vermont. Die Bürger von Hawaii und Alaska sind die Schlusslichter. In Alaska sind die Wahllokale bis 6 Uhr MEZ am Mittwoch geöffnet.