Zukunft der Stahlindustrie weiter ungewiss

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LUXEMBURG - Die Stahltripartite hat am Mittwoch die Verlängerung des Lux2011-Programmms bis März 2012 vereinbart. Über die mittelfristige Absicherung der Standorte gab es jedoch keine Details.

Die Stahltripartite hat sich am Mittwoch mit der Zukunft der Standorte von Schifflingen und Rodange beschäftigt. Die Anlagen bleiben wie bereits angekündigt teilweise oder ganz geschlossen und das bis März 2012 vorerst. Die Sozialpartner unterschrieben die Verlängerung des Ende 2011 zu Ende gehenden Industrieplans Lux2011. Dieser sieht unter anderem die soziale Abfederung für überschüssiges Personal vor.

Der „Cellule de reclassement“ (CDR) sollen Anfang des Jahres noch 400 Personen angehören. Derzeit sind es 600. In die CDR werden jene Mitarbeiter der ArcelorMittal-Werke übernommen, die nicht mehr an ihrem bisherigen Arbeitsplatz benötigt werden. Die Reduzierung erfolge über Vorruhestand (für den Jahrgang 1955) und die zeitweise Ausleihung von Personal an andere Betriebe, hieß es am Mittwoch nach der Sitzung der Stahltripartite im Wirtschaftsministerium. Im ersten Trimester soll ein Industrieplan für die Luxemburger Werke ausgearbeitet werden.

Klares Bekenntnis zum Standort Luxemburg

Die Regierungsvertreter haben von ArcelorMittal ein klares Bekenntnis zum Stahlstandort Luxemburg gefordert und entsprechende Investitionen. Die Regierung war durch Wirtschaftsminister Jeannot Krecké, Finanzminister Luc Frieden, Beschäftigungsmnister Nicolas Schmit und Nachhaltigkeitsminister Claude Wiseler vertreten.

Der neue Industrieplan sieht unter anderem Produktivitätsziele und das benötigte Personal vor. Außerdem soll er Neuinvestitionen umreißen. Über den Betrag wollte sich Nico Reuter, Chef der Luxemburger Werke und Vizepräsident des Bereichs Langstahl in Europa, jedoch nicht äußern. Details dazu sollen Ende Februar, Anfang März vorliegen.

Energieengpass

Reuter unterstrich die Notwendigkeit einer besseren Energieversorgung der Stahlstandorte. Man habe derzeit einen Engpass. Die Rede geht dabei von einer neuen, umstrittenen Leitung nach Frankreich. Deren Bau ist derzeit Thema auf dem Verwaltungsgerichtshof. Diese neue Leitung sei für ArcelorMittal lebenswichtig, betonte Reuter ohne jedoch eine direke Verbindung zu zukünftigen Investitionen zu ziehen.

Eine Klage der Gemeinde Sanem hat derzeit den Weiterbau der Linie auf Luxemburger Territorium gestoppt. Gemeinde und Anrainer äußern unter anderem gesundheitliche Bedenken. Auch werde gegen Umweltauflagen verstoßen. Die Linie führt durch ein Naturschutzgebiet. Der Großteil Leitung auf französischem Gelände ist bereits gebaut. Die Hochspannungsleitung wird unterirdisch verlegt. Seit sechs Jahren wird über das Projekt gestritten.

Audit zur Überlebensfähigkeit der Werke

Ein Vorschlag der Gewerkschaften, ein unabhängiges Audit über die Überlebensfähigkeit der Standorte Schifflingen und Rodange zu erstellen, wurde am Mittwoch in der Dreierkonferenz nicht angesprochen. Man wolle zuerst mit der Regierung darüber reden, so OGBL-Vertreter Jean-Claude Bernardini.

Ob und wann die Produktion in Schifflingen und Rodange hochgefahren wird, ist vorerst noch unklar. Nico Reuter zufolge sei die Nachfrage äußerst klein. Das betrifft insbesondere Baustahl, das in genannten Werken hergestellt wird. Anders sieht es in Differdingen und auf Belval aus, wo Grey-Träger beziehungsweise Spundwände gewalzt werden. Bemühungen, neue, weniger krisenanfällige Produkte in Schifflingen und Rodange zu entwickeln und zu produzieren, scheiterten bisher. Man könne wohl hochwertige Produkte entwickeln, aber bedürfe es auch eines Marktes, gab der ArcelorMittal-Manager zu bedenken.

Eine nächste Stahtriparite-Sitzung soll im März 2012 stattfinden. In der Zwischenzeit setzen zwei im Oktober eingesetzten Arbeitsgruppen ihre Arbeit fort. Sie befassen sich mit der Zukunft der CDR und dem neuen Industrieplan.