Den Rebellen geht das Wasser aus

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Den libyschen Rebellen erwächst nebst dem Kampf gegen Machthaber Gaddafi ein weiteres Problem: Der Wasserversorgung im Ostteil des Landes droht der Zusammenbruch.

In der Osthälfte Libyens könnte demnächst aufgrund mangelnder Wartungsarbeiten die Wasserversorgung zusammenbrechen, sollte nicht bald ein Waffenstillstand in Kraft treten. Lediglich eine von sechs Turbinen des Kraftwerks, das den östlichen Strang der Wasserversorgung speist, sei noch in Betrieb, sagte Landwirtschaftsminister Abdel Maguid al Gaud am Dienstag. Der Minister forderte einen Waffenstillstand, um die Turbinen zu reparieren.

Ein Manager der Anlage schätzte, dass die verbliebene Turbine nur noch drei weitere Monate durchhalten werde. Das als „Great Man-Made River“ bekannte Projekt pumpt Wasser aus Vorkommen unter der Wüste im Süden in die Bevölkerungszentren und deckt so 70 Prozent der Wasserversorgung des unter Trockenheit leidenden Landes. Der nun vom Ausfall bedrohte Strang des Systems beliefert auch die Rebellenhochburg Bengasi.

Der Höchstbedarf kommt erst noch

Al Gaud rief die UN ausserdem zu einer Aufhebung des Importverbots für Ersatzteile auf, die benötigt würden, um das Kraftwerk zu reparieren und die Pumpen wieder mit voller Kapazität zu fahren. Derzeit werden täglich etwa 400 000 Kubikmeter Wasser aus der Wüste gepumpt, rund die Hälfte der üblichen Menge. Chalifa Otejfi, Direktor der westlichen Hälfte des Projekts, warnte kürzlich vor einem Versagen des Kraftwerks, wenn im Sommer der Strom- und Wasserbedarf seinen jährlichen Höchststand erreiche.

Das Sarir-Kraftwerk liegt hunderte Kilometer südlich von Bengasi. Von dort wird das Grundwasser aus den unter der Wüste liegenden Reservoirs durch Rohre nach Norden in die von Rebellen gehaltene Stadt Adschdabija gepumpt. Dort verzweigt sich das Leitungssystem nach Osten, nach Bengasi und nach Westen in das von Regierungstruppen gehaltene Sirte.

Trotz aller Kämpfe sei die Wasserversorgung von keiner Seite behindert worden, teilten die Behörden mit. „Wir arbeiten professionell“, sagte Abdel Hakim Schwajdi, einer der Subunternehmer des „Great Man-Made River“-Projekts. „Es sind alles Menschen, unabhängig davon, auf welcher Seite sie stehen.“