Internationale Presse sorgt sich um Eurozone

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(AFP)

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Die erste Runde der Präsidentenwahl in Frankreich hat in der europäischen Presse ein zum Teil sorgenvolles Echo hervorgerufen. Dies gilt besonders für die Zukunft der Eurozone.

In Frankreich bangt die regierungsnahe „Le Figaro“ um die Überzeugungskraft von Amtsinhaber Sarkozy für die Stichwahl am 6. Mai: „Es ist jetzt die große Herausforderung für Sarkozy, die richtigen Sätze, Überzeugungen und Zusicherungen zu finden, die alle Franzosen zusammenschließen und verhindern, das Élysée am 6. Mai an die Linke übergeben zu müssen.“

Für die linksliberale „Libération“ ist der Sieg Hollandes Zeichen eines tiefgreifenden Wunsches nach Wandel. „Die Wähler wollen eine andere Politik und eine andere Regierungsweise. Sie wollen auch andere Wertvorstellungen an der Spitze des Staates“.

Wahl zwischen Notlösungen

Die Wirtschaftszeitung „Financial Times“ vermisst echten Enthusiasmus für die übriggebliebenen Kandidaten: „Obwohl der Ausgang wie erwartet kam, hatte uns der Wahlkampf bisher doch einiges zu sagen. Erstens: Es fehlt an positivem Enthusiasmus für die Haupt-Kandidaten. Die Franzosen sind nie mit Herrn Sarkozy warmgeworden (…). Und Hollande, obwohl nach der ersten Runde in Führung, konnte diese Schwäche nicht so effektiv ausnutzen, wie es möglich erschien.“

Die Zeitung „The Guardian“ beunruhigt eher das starke Ergebnis der Rechtsextremen: „Hollande an der Spitze – aber Le Pen liefert Rekordergebnis für den rechten Rand. Das überraschend hohe Ergebnis für die Kandidatin der extremen Rechten stützte das Gesamtergebnis der Rechten und bedeutet, dass die Stichwahl am 6. Mai auf des Messers Schneide steht.“

Sarkozy am Ende?

„The Independent“ sieht Sarkozy vor dem Aus. „Fällt jetzt der Vorhang für Sarkozy? Der sozialistische Herausforderer Francois Hollande (…) wird nun als wahrscheinlich der erste französische Bewohner des des Elysee-Palastes vom linken Flügel seit 17 Jahren.“

In Großbritannien sieht die konservative „The Times“ Gefahr für das Team „Merkozy“ zur Euro-Rettung. „‚Frangela‘ ist eine Einheit, die noch nicht auf die Probe gestellt wurde. Sollte dieses Wesen bald seine zwei Köpfe erheben, dürften diese Köpfe nicht lange zusammenbleiben.“

Sorge um Eurozone

Auch in Spanien werden die Auswirkungen eines Wahlsieges von Hollande auf die Euro-Schuldenkrise kommentiert. Die linksliberale „El País“ schreibt: „In Frankreich stehen sich zwei völlig unterschiedliche Konzepte von Europa-Politik gegenüber. Hollande will, dass die EU nicht einfach nur spart wie bisher, sondern für die Wirtschaft auch Wachstumsstrategien entwickelt.“

Die rechtsliberale „El Mundo“ schreibt: „Ein Sieg von Hollande hätte eine Wende in der EU-Politik zur Bekämpfung der Krise zur Folge. Das Duo Merkel-Sarkozy, das die Sanierung der Staatsfinanzen zur höchsten Priorität erklärt hatte, würde auf Wunsch der französischen Wähler aufgelöst. Das Programm von Hollande ist mit dem von Merkel nicht vereinbar.“

Auf den Punkt

In Portugal schreibt die linksliberale „Público“: „In der zweite Runde wird es einen Kampf Mann gegen Mann geben und das Bild wird dann wohl klarer werden. Die Zweideutigkeiten werden verschwinden und die Debatte wird sich auf das Wesentliche konzentrieren müssen.“ Die rechtsliberale „Jornal de Negócios“ kommentiert: „Führt eine Wende in Frankreich auch zu einer Wende in Europa? Frankreich ist das erste Land Europas, das mitten in der Krise zur Wende nach links ansetzt.“

In Österreich hält sich die Begeisterung für Hollande in Grenzen. So schreibt die konservative „Die Presse“: „Hollande ist ein Schwachstrompolitiker par excellence – ein Monsieur eineinhalb Volt, der nie ein Leben außerhalb der geschützten Werkstatt der Parti Socialiste führen musste.“

Starke Nationale Front

Das Massenblatt „Kurier“ aus Wien spekuliert über die Chancen von Amtsinhaber Nicolas Sarkozy, es am 6. Mai entgegen allen Prognosen doch noch zu schaffen: „Seine Aufholjagd kann Sarkozy aber nur gelingen, wenn er die Wähler von Marine Le Pen und Anwältin auf seine Seite zieht, ohne die Anhänger des Zentrumskandidaten Bayrou zu vergraulen.“

Die „Neue Zürcher Zeitung“ aus der Schweiz sorgt sich über die Stärkung der rechtsradikalen Nationalen Front von Marine Le Pen: „Am rechten Rand hat die neue Vorsitzende des Front National, Marine Le Pen, das beste Ergebnis in der Geschichte ihrer Partei erzielt und damit auf Anhieb ihren Vater in den Schatten gestellt. Das ist ein Warnsignal für den künftigen Staatschef, ob dieser Sarkozy oder Hollande heissen wird.“