Debatte um Luxemburger Kollaboration

Debatte um Luxemburger Kollaboration
(Fran?ois Aussems / Editpress ? )

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Welche Rolle spielten die Luxemburger Behörden während des Zweiten Weltkriegs? Das thematisiert Denis Scuto, Historiker der Universität Luxemburg, in seinem neuen Buch.

Es hat nun rund 70 Jahre gedauert, bis die Rolle der Luxemburger Behörden während des Zweiten Weltkriegs zur öffentlichen Debatte wurde. Der Zeithistoriker Denis Scuto greift genau diese Debatte in seinem Buch „Chroniques sur l’an 40, les autorités luxembourgeoises et le sort des juifs persécutés“ auf.

Gesammelte Chroniken

Das Buch ist eine Sammlung von Chroniken und Artikel, die der Historiker seit 2013 im Tageblatt veröffentlicht hat. Herausgegeben werden die Chroniken von der „Fondation Robert Krieps“.

Das neue Buch von Scuto beschäftigt sich mit den Fragen, inwiefern die Luxemburger Behörden (z.B. Fremdenpolizei und Verwaltungskommission) 1940 mit den NS-Besatzern kollaborierten (Link) und welche Rolle sie bei der Judenverfolgung spielten, u.a. bei der Exklusion von Juden aus den Schulen, aus dem Staatsdienst, aus Handel und Handwerk.

Von historischer Bedeutung

Am Donnerstag stellte der Historiker sein Buch in der historisch bedeutenden „Villa Pauly“ in Luxemburg-Stadt vor. „Wir haben uns einen Erinnerungsort sowie ein denkwürdiges Datum für die Vorstellung des Buches ausgesucht“, erklärt Ben Fayot, Präsident der „Fondation Robert Krieps“.

Zum einen habe man die „Villa Pauly“ ausgesucht, da sie während des Zweiten Weltkriegs Hauptquartier der Gestapo war. Zum anderen habe man sich den 9. Juni für die Präsentation des Buches ausgesucht, da vor genau einem Jahr in der Abgeordnetenkammer eine Resolution einstimmig angenommen wurde, bei der das Parlament sich bei der jüdischen Gemeinschaft für das Fehlverhalten der Luxemburger Behörden, während des Zweiten Weltkriegs, entschuldigte. Ausgelöst wurde die Debatte in der Abgeordnetenkammer unter anderem durch den Bericht des Historikers Vincent Artuso.

Die Debatte weiterführen

Scuto möchte mit den Chroniken nicht nur wissenschaftliche Fakten erörtern und belegen, sondern ihm gehe es auch darum ein breites Publikum anzusprechen, so der Historiker. Sein Buch, erklärt er, soll nicht nur Fakten liefern sondern auch Fragen stellen. „Die Debatte muss und wird weitergehen“, so Scuto.

Er möchte Fragen aufwerfen wie: Warum hat es 70 Jahre gedauert, bis Luxemburg sich der Frage der Kollaboration von Institutionen und Eliten gestellt und sich bei der jüdischen Gemeinschaft entschuldigt (Link) hat? Doch er möchte auch ermitteln, wo die Forschung zum Thema Kollaboration und Deportation in Luxemburg heute steht.

Erhältlich ist das Buch, für 30 Euro, in allen größeren Buchhandlungen in Luxemburg oder bei der „Fondation Robert Krieps“.