CSSF-Chef doch in Panama-Papers verstrickt?

CSSF-Chef doch in Panama-Papers verstrickt?
(Sdidier)

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Der Chef der luxemburgischen Finanzmarktaufsicht soll Off-shore Deals prüfen. Doch ist er laut Medienberichten tiefer ins Geschäft mit Briefkästenfirmen verstrickt, als er zugibt.

Claude Marx, der Chef der Finanzmarktaufsicht in Luxemburg (CSSF), hatte wohl mehr mit Schwarzkonten und Steuerhinterziehung zu tun, als er bisher zugeben wollte. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ belegen neu ausgewertete Dokumente, dass der Ex-Banker ein langjähriger Geschäftspartner von Mossack Fonseca war. Die panamaische Kanzlei ist ein zentraler Angelpunkt in dem Panama-Papers Skandal.

Mossack Fonseca in Luxemburg

Die panamaische Kanzlei Mossack Fonseca, über die viele Off-shore Konten in Panama liefen, hatte auch ein Büro in Luxemburg. 10 Monate nach dem Panama-Papers-Skandal, im Februar 2017, wurde die Firma „Mossack Fonseca S.à r.l.“ allerdings aufgelöst. Eine zweite Gesellschaft, durch die Mossack Fonseca in Luxemburg vertreten ist, die Mossfon Luxembourg S.à r.l., bleibt allerdings auch weiterhin bestehen. Sie ist seit März 2009 die „offizielle Stelle“ der Kanzlei in Luxemburg.

Eigentlich besteht die momentane Aufgabe von Claude Marx darin, Unternehmen auf den Zahn zu fühlen, die jahrelang ausländischen Kunden dabei halfen, Geld an den Behörden vorbei zu schaffen. Dabei war er selbst bei der HSBC Luxemburg angestellt, die mehrere Offshore-Firmen unterhielt. Bisher bestritt Marx aber, etwas mit diesen Konten zu tun zu haben. Der luxemburgische Finanzminister Pierre Gramegna (DP) verteidigte den Marx in einem Interview und betonte, die Rolle des heutigen CSSF-Chefs sei höchstens passiv gewesen.

Regelmäßiger Kontakt mit Mossack Fonseca

Nach den neuen Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ hatte Marx aber selbst regelmäßigen Kontakt mit Mossack Fonseca. Aus den vielen Emails ginge hervor, dass sich Marx über den Kauf, den Unterhalt, die Bezahlung und die Abwicklung von Offshore-Firmen für Kunden der HSBC Luxemburg informierte und mindestens einmal einen Angestellten der Kanzlei traf.

Außerdem kommt hinzu, dass Marx offensichtlich jahrelang selbst Off-shore-Firmen bei Mossack Fonseca betreut hat. Etwa bestätigt eine Filiale der Kanzlei 1996 in einem an Marx adressierten Schreiben die Gründung der Firma „Lemouse Enterprises Ltd“ und bezieht sich dabei auf „Ihre Anweisungen an unser Luxemburger Büro“. Auch liege der „Süddeutschen Zeitung“ eine Email von 2003 vor, in der Marx dem Mossack-Fonseca-Sitz schrieb, ein Kunde würde gerne eine Panama-Firma namens Firma „Blue CLX JAP“ eröffnen und ob dieser Name noch verfügbar sei.

Anträge von Off-shore Firmen unterschrieben

Auch weitere der deutschen Zeitung vorliegenden Dokumente beweisen die direkte Verbindung zu Marx als „Kundenkontakt“ oder „Nominee Shareholder“. Einige der Anträge zur Auflösung von Off-shore Firmen unterschrieb der jetzige CSSF-Chef sogar selbst. Die HSBC Luxemburg erklärte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ zu den neu aufgetauchten Dokumenten , dass diese Anschuldigungen sich auf die Vergangenheit bezögen und dass seither Reformen umgesetzt worden seien.

Der Chef der luxemburgischen Finanzaufsicht wollte gegenüber der deutschen Zeitung keine Stellung beziehen. Er erklärte aber, es habe zu seinen Aufgaben „als Angestellter der HSBC“ gehört, mit der betreffenden Kanzlei in Kontakt zu stehen, wenn seine Kunden ausdrücklich Off-shore Gesellschaften kaufen wollten. Seine Position sei die eines „Mittlers“ gewesen. Er habe „ausschließlich als ein Zeichnungsberechtigter der HSBC gehandelt“.

Die neu ausgewerteten Dokumente werfen Marx demnach vor, dass er mehr als nur passiv am Off-shore Geschäft beteiligt war. Demnach befinde sich der Chef der Finanzmarktaufssicht in der seltsamen Situation auch gegen sich selber Untersuchungen durchführen zu müssen.