Wieder ein Attentat?

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Also doch wieder ein Attentat? Nach dem Absturz einer Maschine der Fluggesellschaft EgyptAir im Mittelmeer am Donnerstagmorgen halten Experten das für möglich.

Ein halbes Jahr nach den Pariser Anschlägen mit 130 Toten könnte Frankreich erneut Ziel von Attentätern gewesen sein. Das Flugzeug war in Paris gestartet, unter den 66 Insassen waren 15 Franzosen. Er wolle nicht spekulieren, doch sei bei einer genauen Analyse des Vorfalls die Wahrscheinlichkeit eines „Terrorangriffs“ höher als die eines technischen Versagens, sagte der ägyptische Luftfahrtminister Scherif Fathy. Zuvor hatte Frankreichs Präsident François Hollande gesagt, es könne „keine Hypothese ausgeschlossen“ werden – auch ein „terroristischer“ Angriff nicht.

Ausnahmezustand verlängert

Der Ausnahmezustand in Frankreich wurde am Donnerstag um zwei weitere Monate bis Ende Juli verlängert, damit die Behörden für die Zeit während der Fußball-EM und der Tour de France weiterhin Sonderbefugnisse im Anti-Terror-Kampf haben.

Im Oktober hatte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu einem Angriff auf einen russischen Airbus A321 über der Sinai-Halbinsel bekannt. Alle 224 Insassen starben. Ob Attentäter an Bord der abgestürzten Maschine gelangten oder ein Sprengsatz platziert wurde, war unklar.

Unfall?

Das EgyptAir-Flugzeug hatte nach einer Auswertung der Website FlightRadar24 vor seinem Start in Paris am späten Mittwochabend Stationen in Kairo, der eritreischen Hauptstadt Asmara und Tunis gemacht. Gegen einen Unfall spricht Experten zufolge die gute Sicherheitsstatistik des Airbus A320 und der Zeitpunkt der Unglücks. „Es ist ein modernes Flugzeug, und der Vorfall geschah mitten im Flug bei sehr stabilen Bedingungen“, sagt der französische Luftfahrtexperte Jean-Paul Troadec dem Sender Europe 1. Auch gelte EgyptAir als sichere Fluglinie.
Mit dem Auslieferungsjahr 2003 war die Maschine relativ neu, Flugzeuge dieses Typs sind 30 bis 40 Jahre im Dienst.

Sollte sich bestätigen, dass die in Paris gestartete Maschine gezielt zum Absturz gebracht wurde, wäre dies drei Wochen vor der Fußball-Europameisterschaft ein weiteres Debakel für die französischen Sicherheitsbehörden.

Wrackteile des vermissten Egyptair-Flugzeuges sind der Airline zufolge im Mittelmeer gefunden worden. Die Überreste von Flug MS804 seien bei der griechischen Insel Karpathos geortet worden, gehe aus einem Schreiben des ägyptischen Außenministeriums vom Donnerstag hervor. Gefunden worden seien unter anderem Rettungswesten und Plastikteile, die an der vermuteten Absturzstelle im Mittelmeer trieben.

Auf die Probe gestellt

Die islamistischen Anschläge im vergangenen Jahr haben die französische Polizei bereits schwer auf die Probe gestellt. Der Anschlag auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ mit zwölf Toten im Januar, die islamistischen Morde mit fünf Toten an den darauffolgenden Tagen und die Pariser Anschläge mit 130 Toten im November waren die prägenden Ereignisse des Jahres 2015. Aber auch dazwischen gab es kleinere, von islamistischen Einzeltätern begangene Angriffe sowie versuchte Anschläge. Auch die Attentäter von Brüssel, die im März 32 Menschen töteten, hatten enge Verbindungen nach Frankreich – und wollten nach Angaben der Ermittler eigentlich Paris angreifen und nicht Brüssel.

Sicherheitsexperten warnen vor weiteren islamistischen Anschlägen in Frankreich, speziell während der am 10. Juni beginnenden Fußball-EM. Anders als bei vorangegangenen Anschlägen, bei denen Schusswaffen und Selbstmordattentäter eingesetzt wurden, werde der IS verstärkt versuchen, Sprengsätze an Orten mit großen Menschenansammlungen zu platzieren, meint Frankreichs Geheimdienstchef Patrick Calvar. Damit solle ein „Klima der Panik“ entstehen.

Während die französische Nationalversammlung über die Sicherheitslage im Land debattiert, versammeln sich am Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle verzweifelte Angehörige der 15 französischen Insassen der Absturzmaschine. Die meisten von ihnen gehören der ägyptischen Gemeinde in Frankreich an.

In einem Hotel kümmern sich Ärzte und Psychologen sowie ein koptischer Priester um sie. Auch Außenminister Jean-Marc Ayrault und zwei Staatssekretäre begegnen den Trauernden. Einige der Angehörigen wollen noch am Donnerstag nach Kairo reisen. EgyptAir stellt ihnen ein Flugzeug zur Verfügung.