Obama und Nato stärken Ankara den Rücken

Obama und Nato stärken Ankara den Rücken
(AFP/Alexander Kots)

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Nato-Generalsekretär Stoltenberg und US-Präsident Obama stellen sich hinter Ankara, ein Pilot laut russischem Generalstab tot.

Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die türkische Luftwaffe im Grenzgebiet zu Syrien hat die Lage in der Region weiter verschärft. Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte den Abschuss am Dienstag als „Dolchstoß“, den „Verbündete von Terroristen“ ausgeführt hätten.

Die Nato stärkte ihrem Verbündeten Türkei auf einem von Ankara beantragten Sondertreffen den Rücken. Türkische F-16-Kampfflugzeuge schossen den Bomber vom Typ Su-24 am Morgen im Grenzgebiet ab, weil das Flugzeug nach Angaben der Armee trotz wiederholter Warnungen in den türkischen Luftraum eingedrungen war. Das US-Militär bestätigte diese Darstellung ebenso wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach dem Treffen in Brüssel.

Stoltenberg rief zugleich dazu auf, „Ruhe“ zu bewahren und zur „Deeskalation“ beizutragen. US-Präsident Barack Obama erklärte, die Türkei habe das Recht zur Verteidigung ihres Luftraums. Das russische Verteidigungsministerium erklärte dagegen, die Su-24 sei über syrischem Gebiet geflogen.

Keine Bedrohnung

Putin sagte, der Kampfjet habe die Türkei „in keiner Weise“ bedroht. Der Vorfall werde „ernste Konsequenzen“ für die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara haben. Einer der beiden Piloten des russischen Kampfflugzeugs ist nach Angaben des russischen Generalstabs tot. General Sergej Rudskoj sagte im russischen Fernsehen, gestützt auf „vorläufige Informationen“, der Pilot sei am Fallschirm abgesprungen und vom Boden aus beschossen und tödlich getroffen worden.

Die Absturzstelle des russischen Kampfbombers lag demnach auf syrischem Gebiet, vier Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Rudskoj zufolge versuchte die Besatzung von zwei Militärhubschraubern die beiden Piloten zu bergen. Dabei sei ein Hubschrauber beschossen und zur Landung gezwungen worden. Bei dem fehlgeschlagenen Bergungsversuch sei auch ein russischer Soldat getötet worden.

Ob der zweite Pilot überlebte, war zunächst unklar. Die Führung in Damaskus verurteilte den Abschuss als „offenkundige Verletzung der syrischen Souveränität“. Das russische Flugzeug habe sich auf dem Rückweg von einem Kampfeinsatz gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) befunden, meldete die syrische Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf Militärangaben.

Die Türkei stelle sich mit dem Abschuss auf die „Seite des Terrorismus“ und unterstütze „terroristische Gruppen“. Angesichts der Präsenz von Kampfflugzeugen aus Russland, den USA, Frankreich, der Türkei und einer Reihe von Golfstaaten im syrischen Luftraum wurde bereits seit längerem ein Zwischenfall befürchtet, der sich schnell zu einer diplomatischen und militärischen Krise ausweiten könnte.

Lawrow sagt Treffen ab

Der Abschuss des russischen Kampfjets dürfte die angespannten Beziehungen zwischen der Türkei und Russland im Syrien-Konflikt weiter verschlechtern. Der russische Verteidigungsminister Sergej Lawrow sagte nach dem Vorfall ein schon länger für Mittwoch geplantes Treffen mit seinem türkischen Kollegen Feridun Sinirlioglu in Istanbul wegen der „wachsenden terroristischen Gefahr“ in der Türkei ab. Zugleich warnte er seine Landsleute vor Reisen in die Türkei.

Russland und Syrien gehen derzeit mit heftigen Bombardierungen gegen Ziele im Norden Syriens vor. Ankara wirft Moskau vor, damit Assad stärken zu wollen. Überdies seien tausende syrische Turkmenen durch die Angriffe vertrieben worden. Nach russischen Angaben zielen die Angriffe dagegen auf den IS ab.