„Interesse für Dschihad“

„Interesse für Dschihad“
(AFP/Daniel Leal-olivas)

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Die Londoner Polizei sieht keine Beweise für Verbindungen des Attentäters von vergangener Woche zu Dschihadistengruppen.

Es sei kein Nachweis für eine Verbindung zum Islamischen Staat (IS) oder zu Al-Kaida gefunden worden, erklärte Scotland Yard am Montag. Es gebe auch keinen Beleg dafür, dass sich der mutmaßliche Islamist Khalid Masood im Gefängnis radikalisiert habe. Der 52-jährige Brite habe aber eindeutig ein „Interesse am Dschihad“ gehabt. In der Erklärung heißt es, Masoods Vorgehen erinnere an Angriffe des IS, die ebenfalls ohne großen technischen Aufwand ausgeführt worden seien.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es aber keinen Beleg dafür, dass sich Masood sich mit anderen besprochen habe. Alle, die am Tag des Anschlags Kontakt zu Masood hatten, seien aufgefordert sich zu melden. Die Regierung hatte zuvor bestätigt, dass Masood kurz vor dem Anschlag eine verschlüsselte WhatsApp-Nachricht verschickte und forderte Zugriff darauf. Der als Adrian Elms geborene Brite, der zum Islam konvertierte, änderte der Erklärung zufolge seinen Namen 2005 in Khalid Masood. Er war demnach im Jahr 2000 wegen einer Messerattacke im Gefängnis und dann noch einmal 2003 wegen des Besitzes eines Messers.

Westminster-Brücke

Masood hatte am Mittwoch auf der Westminster-Brücke in London mit seinem Auto Fußgänger angefahren und dabei eine 43-jährige Britin und einen 54-jährigen US-Touristen getötet. Anschließend erstach er einen 48-jährigen Polizisten vor dem Parlament, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Ein bei dem Anschlag schwer verletzter 75-Jähriger starb am Donnerstag im Krankenhaus. Der IS hatte den Anschlag, bei dem auch mehr als 50 Menschen verletzt wurden, für sich beansprucht. Die Dschihadistenmiliz bezeichnete Masood als einen ihrer „Soldaten“. Es war der erste Anschlag in Großbritannien, den der IS für sich in Anspruch nahm. Am Montag befanden sich weiterhin zwei Verdächtige in Polizeigewahrsam.

Die Mutter des 52-jährigen Masood äußerte erstmals öffentlich zu dem Anschlag. Sie zeigte sich „zutiefst geschockt, betrübt und wie betäubt“. Janet Ajao fügte in ihrer Erklärung hinzu: „Ich billige seine Taten nicht und unterstütze nicht seine Überzeugung, die ihn dazu führte, diese Gräueltat zu begehen.“ Unterdessen gingen auch Angehörige von Opfern des Anschlags mit ihrem Leid an die Öffentlichkeit. Verwandte eines Opferpaars aus den USA sprachen am Montag in London von einer „schwierigen Erfahrung“.

Kurt Cochran und seine Frau Melissa waren aus dem US-Bundesstaat Utah nach London gereist, um dort ihren 25. Hochzeitstag zu feiern. Cochran wurde auf der Westminster-Brücke getötet, seine Frau erlitt schwere Verletzungen. Clint Payne sagte während einer Pressekonferenz bei Scotland Yard in London, der Gesundheitszustand seiner Schwester Melissa verbessere sich ständig. „Kurt fehlt uns fürchterlich. Er war großartig, liebte alle und wollte aus dieser Welt einen besseren Ort machen“, fügte sein Schwager hinzu. Den Rettungs- und Polizeikräften dankte Payne für ihre „Liebe und Großzügigkeit“. Es war das erste Mal seit dem Anschlag, dass sich Angehörige von Opfern öffentlich äußerten.