Hollande: „Ich will einen schönen Sieg“

Hollande: „Ich will einen schönen Sieg“
(AFP)

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Die französische Linke ist in Hochstimmung. Ihr Kandidat Hollande hat im ersten Wahlgang besser abgeschnitten als Amtsinhaber Sarkozy. Der Noch-Präsident muss sich auf einen harten Kampf einstellen.

Im Kampf um eine zweite Amtszeit hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy eine schwere Niederlage gegen seinen sozialistischen Herausforderer François Hollande erlitten. Im ersten Wahlgang bekam Hollande 28,63 Prozent der Stimmen, Sarkozy jedoch nur 27,08 Prozent. Dies teilte das Innenministerium am Montagmorgen in Paris nach Auszählung fast aller Stimmen mit. Es fehlten nur die Stimmen der im Ausland lebenden Franzosen.

Am Montagmorgen galt es jedoch als unwahrscheinlich, dass Marine Le Pen bei einer Veranstaltung zu Ehren der Nationalheldin Jeanne d’Arc am 1. Mai ihren Wählern empfehlen wird, für Sarkozy zu stimmen. Der stellvertretende FN-Vorsitzende Louis Aliot sagte, vermutlich werde es keine Empfehlung geben. Schon Jean-Marie Le Pen hatte sich 2007 geweigert, seine Anhänger zur Unterstützung Sarkozys aufzufordern. Nach Berechnungen von Wahlforschern bräuchte Sarkozy mindestens 80 Prozent der Stimmen für Marine Le Pen, um seine Chance gegen Hollande zu wahren.

Machtwechsel angestrebt

In der Stichwahl müssen nun Hollande und Sarkozy versuchen, die Wähler der anderen Kandidaten auf ihre Seite zu bringen. Die Sozialisten rechnen zuversichtlich mit einem Machtwechsel. „Am 6. Mai will ich einen Sieg, einen schönen Sieg“, sagte Hollande bei einem kurzen umjubelten Auftritt in seiner Hochburg Tulle (Zentralfrankreich). Das Wahlergebnis sei die Strafe für die Politik Sarkozys.

Im zweiten Wahlgang wollen nur 44 Prozent der Wahlberechtigten für Sarkozy stimmen. 56 Prozent hingegen sind für Hollande. Dies geht aus einer Umfrage des Instituts CSA für französische Medien wie den TV-Sender BFM hervor.

Unterstützung sichern

Demnach wollen 91 Prozent der Wähler, die dem Kandidaten der kommunistisch orientierten Linksfront, Jean-Luc Mélenchon, die Stimme gaben (insgesamt 11,13 Prozent), im zweiten Wahlgang für Hollande stimmen. Jedoch planen nur 52 Prozent der Wähler von Le Pen, im entscheidenden Wahlgang zugunsten Sarkozys abzustimmen. Auch 40 Prozent der Wähler des Zentristen François Bayrou, der am Sonntag 9,11 Prozent der Stimmen bekam, würden für Hollande stimmen. Neben Mélenchon rief auch die Grünen-Kandidatin Eva Joly bereits zur Unterstützung Hollandes auf.

Hollande fordert unter anderem eine Neuverhandlung des gerade erst beschlossenen Fiskalpakts, der die automatische Bestrafung von Defizitsündern in der EU vorsieht. Europa müsse mehr für Wachstum und Arbeitsplätze tun.

„Merkozy“ stoppen

Mélenchon, begründete seine Unterstützung für Hollande mit den Worten: „Es geht darum, die Tendenz umzudrehen, die in Europa alle Völker unter dem Joch der Achse Sarkozy-Merkel unterdrückt.“

„Wir können mit Zuversicht in die zweite Runde gehen“, rief Sarkozy nach der Wahl seinen Anhängern in Paris zu. Die Kernfrage sei, ob die Franzosen ihre bisherige Lebensart bewahren könnten. Er schlug drei TV-Debatten mit Hollande vor – dieser winkte sofort ab und ließ wissen, ein einziger Fernsehauftritt reiche ihm. Sarkozys Außenminister Alain Juppé sagte: „Es ist nichts entschieden.“

Die Front-National-Vorsitzende Le Pen hielt sich zunächst bedeckt, was eine mögliche Wahlempfehlung anbelangte. „Die Schlacht um Frankreich hat erst begonnen, nichts wird mehr so sein wie vorher. Das ist erst der Anfang“, rief sie ihren Anhängern zu. „Heute sind Millionen von Franzosen in den Widerstand gegangen.“

„Starkes Frankreich“

Als Kernprojekte in Hollandes Wahlprogramm gelten eine umfassende Reform des Steuersystems und Maßnahmen in den Bereichen Bildung und Beschäftigung. So sollen Besserverdiener und Unternehmen stärker belastet werden und 60.000 neue Jobs an Schulen geschaffen werden.

Sarkozys Lager kritisierte die Wahlversprechen Hollandes als Gefahr für den Wirtschaftsstandort Frankreich. Sarkozy trat im Wahlkampf als Kandidat eines „starken Frankreichs“ an – mit den Zielen, das Budgetdefizit zu reduzieren, die Ausländerpolitik zu verschärfen und den Verwaltungsapparat auszudünnen.

Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde lag nach Schätzungen bei um die 80 Prozent und damit nur knapp unter der vor fünf Jahren, als mit knapp 84 Prozent überdurchschnittlich viele Franzosen zur Urne gegangen waren.