Flammeninferno im Lagerhaus

Flammeninferno im Lagerhaus
(Marcio Jose Sanchez)

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Sie wollten feiern, bis in die Nacht tanzen zu elektronischer Musik. Doch ihre illegale Party in einem Lagerhaus im kalifornischen Oakland bei San Francisco endet in einer Katastrophe. Ein Feuer bricht aus, versperrt die Fluchtwege. Am Ende sind mindestens 30 Menschen tot, mehrere werden auch am Sonntag noch vermisst.

Den Einsatzkräften steht das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Überlebende beschreiben ein Flammeninferno. Das Gebäude, das ein Künstlerkollektiv unerlaubt nutzte, wurde vielen in der Nacht zum Samstag zur Falle.
Nur mühsam kommen die Bergungsarbeiten in dem Gebäude am Wochenende voran. Ermittler suchen das Gelände mit Leichenhunden ab. Auch als es schon dunkel ist, arbeiten sie sich weiter vor. Schließlich gelingt es ihnen in der Nacht zum Sonntag, sich an der Ostseite besseren Zugang zu verschaffen. „Es war sehr still“, sagt Melinda Drayton von der Feuerwehr über die Arbeiten. „Es war herzzerreißend.“

30 Leichen finden die Helfer bis Sonntag. Bis dahin haben sie aber längst nicht das gesamte Gebäude absuchen können. Die Einsatzkräfte arbeiten in Zwölf-Stunden-Schichten. Ein Polizeisprecher spricht von einer enormen Belastung.
Der stellvertretende Feuerwehrchef Mark Hoffmann sagt, in der Halle habe sich in der Nacht des Brandes ein einziges Chaos dargeboten. „Wir wussten, dass da Menschen drin sind, und wir haben versucht, sie rauszuholen, aber es war wie ein Labyrinth.“ Verwinkelt und vollgestellt mit allerlei Zeug.

„Ghost Ship“

Als „Ghost Ship“ ist das Gebäude bekannt, als „Geisterschiff“. Mehrere Menschen sollen dort auch gewohnt haben. Die Stadt ging Hinweisen darauf nach. Eine Wohngenehmigung gab es nicht, auch keine für eine Party. Als ein Vertreter der Stadt das Gebäude vor einigen Wochen inspizieren wollte, öffnete niemand.

Fotos aus dem Gebäudeinneren, die vor der tragischen Nacht entstanden sind, zeigen ein Wirrwarr aus geschnitzten Skulpturen, alten Möbeln, Lampen, Instrumenten, bunten Tüchern und Bildern. Sehr viel Holz, sehr viel Plunder. Das Feuer konnte sich rasant ausbreiten. Eine Sprinkleranlage und Rauchmelder gab es laut Feuerwehr nicht. Menschen, die es hinaus schaffen, erzählen hinterher, wie andere im zweiten Stock feststeckten und um Hilfe riefen.

Panik

Der einzige Ausgang aus der Etage führte über eine provisorische Treppe aus Paletten. Der 25-jährige Adrian Lee saß nur wenige Meter von ihr entfernt, als das Feuer ausbrach. Er sei nach unten gestiegen, sagt er dem San Francisco Chronicle. Auf halbem Weg sei der Rauch schon überall gewesen. „Die Leute bekamen Panik.“

Das ganze Ausmaß der Tragödie wird bei Tageslicht ersichtlich. Fernsehbilder aus der Luft zeigen verkohlte Balken. Wie eine riesige klaffende Wunde liegt das Innere des Lagerhauses offen, nachdem das Dach eingestürzt war und auch die zweite Etage in Teilen einbrach.

Rückzugort für Kreative

Es sind die traurigen Überreste eines Künstlerdomizils, wie es sie in vielen Städten überall auf der Welt gibt. Ein heimlicher Club, der zum Rückzugsort für Kreative wurde. Ein Kastenbau, dessen Außenwände Graffiti zieren. Neben einem Fenster prangt die Fratze eines Totenkopfes. Dass sich die Wand an der Stelle schwarz gefärbt hat vom Rauch, lässt ihn noch gruseliger aussehen.

Bob Mule, ein Künstler, lebte in dem Lagerhaus und schaffte es rechtzeitig nach draußen. Der Zeitung East Bay Times sagt er, er habe versucht, einem Freund zu helfen, der sich verletzt habe. Die Intensität des Feuers habe ihm das jedoch unmöglich gemacht. „Es war zu heiß, zu viel Rauch. Ich musste da raus. Ich habe buchstäblich gefühlt, wie meine Haut sich abpellt und meine Lunge vom Rauch erstickt.“