Fahrdienstleister wollte Züge noch stoppen

Fahrdienstleister wollte Züge noch stoppen
(Uwe Lein/dpa)

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Experten haben zwei der drei Fahrtenschreiber aus den Zugwracks von Bad Aibling vollständig ausgelesen.

Bei der Suche nach der Ursache des schweren Zugunglücks bei Bad Aibling können die Ermittler nun auch auf die dritte Blackbox zurückgreifen. Allerdings ist der am Freitag in den Zugtrümmern entdeckte Datenspeicher laut Polizei beschädigt. Die Bergungsarbeiten sollen auch am Wochenende noch andauern.

Der „Spiegel“ berichtete derweil, dass ein Fahrdienstleister kurz vor dem Unglück die Züge noch per Notruf stoppen wollte. Bei den schweren Unglück in Oberbayern waren am Dienstag zwei Regionalzüge auf eingleisiger Strecke frontal zusammengeprallt. Elf Menschen kamen ums Leben, Dutzende Passagiere wurden zum Teil schwer verletzt.

Keine Hinweise auf Missachtung von Signalen

Am Freitag wurde nun bei den Bergungsarbeiten die dritte Blackbox gefunden, von der sich die Ermittler weitere Erkenntnisse erhoffen. Trotz ihrer Beschädigung habe der Versuch der Auslesung von Daten begonnen, teilte das Bundesverkehrsministerium mit. Die beiden anderen Boxen waren bereits gefunden und ausgewertet worden. Die Datenspeicherkassette des aus Kolbermoor kommenden Zuges erbrachte nach Angaben des Verkehrsministeriums keine Hinweise auf eine Missachtung von Signalen. Die zweite Kassette, die aus dem hinteren Triebwagen des aus der anderen Richtung kommenden Zuges stammt, ließ demnach keine Erkenntnisse über das Verhalten des Lokführers zu.

Zwei Notrufe abgegeben

Die dritte Blackbox kommt aus dem vorderen Triebwagen dieses Zuges. Unmittelbar vor dem Unglück setzte laut einem „Spiegel“-Bericht ein Fahrdienstleister im Stellwerk von Bad Aibling kurz hintereinander zwei Notrufe an die Züge ab. Der erste Notruf erreichte die Lokführer demnach wohl kurz vor dem Unfall. Der zweite sei offenbar erst erfolgt, als sich die Züge bereits ineinander verkeilt hätten. Die Polizei wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Im Zuge der Ermittlungen werden nun laut Verkehrsministerium auch die Zugfunkgespräche ausgewertet. Zudem werden die im Stellwerk registrierten und dokumentierten Bedienhandlungen mit den Aufzeichnungen der Blackboxes abgeglichen. An der Unglücksstelle wurden derweil am Freitag die Bergungsarbeiten fortgesetzt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin werden die Arbeiten auch am Wochenende noch fortgesetzt.