Erster Parteitag seit 1980

Erster Parteitag seit 1980
(Reuters/Damir Sagolj/Reuters)

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Machthaber Kim Jong Un eifert seinem Großvater Kim Il Sung nach. Seine Ziele zwischen atomarer Rüstung und wirtschaftlichem Aufbau bleiben aber erst einmal unscharf.

Mit dem ersten kommunistischen Parteitag seit 36 Jahren schärft der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un seit Freitag sein politisches Profil. Erwartet wird vor allem, dass der Enkel von Staatsgründer Kim Il Sung sich für seine Politik der atomaren Aufrüstung feiern lässt, Ziele für einen wirtschaftlichen Aufbau seines isolierten Landes umreißen und alte Kader durch jüngere Gefolgsleute ersetzen wird.

Doch die Partei tagt hinter verschlossenen Türen, von denen außer amtlichen Verlautbarungen wenige Informationen nach außen dringen. Nicht einmal die genaue Zahl der Delegierten ist bekannt, sie wird auf einige Tausend geschätzt. Die Eröffnung des siebten Parteitags im Haus der Kultur in der herausgeputzten Hauptstadt Pjöngjang wurde am Freitag vom Informationskomitee bekanntgegeben. Mehr als 100 ausländische Journalisten wurden in Bussen zum Tagungszentrum gefahren, aber nicht hinein gelassen.

„Atom- und Weltraummacht“

In Pjöngjang liefen Vorbereitungen für Paraden und Kundgebungen, die das größte politische Ereignis in Nordkorea seit dem Parteitag 1980 begleiten sollen. Kim Jong Un war damals noch gar nicht geboren. Der Enkel des Staatsgründers scheint politisch aber eher seinem Großvater als seinem Vater Kim Jong Il nacheifern zu wollen, der nie in der Öffentlichkeit sprach. Auf jeden Fall könnte er den Parteitag dazu benutzen, aus dem Schatten seines 1994 verstorbenen Großvaters und seines 2011 verstorbenen Vaters herauszutreten.

Dafür hat er in den vergangenen Monaten die atomare Aufrüstung forciert, was Nordkorea drastisch verschärfte internationale Sanktionen und damit wirtschaftliche Probleme eingebracht hat. Die Staatsmedien feiern ihn für den Triumph, „Atom- und Weltraummacht“ zu sein. Zugleich will er wohl verkünden, wie das wirtschaftlich schwache kommunistische Land auf die Beine kommen soll. Die Staatsmedien preisen seit Tagen Versprechungen zur Verbesserung des Lebensstandards.

Kim will eine „blühende Nation“ schaffen

Doch das alles scheint nur die Inszenierung Kims als alleinigen Machthaber vorzubereiten. „Wir begrüßen jetzt die neue Ära des Marschalls Kim Jong Un“, sagte der 75-jährige Rentner Choe Un Su und fasste die offizielle Leitlinie so zusammen: „Wir sollten die amerikanischen Soldaten dazu bringen, Südkorea zu verlassen und unter der Führung unseres Marschalls können wir den Weg zur Wiedervereinigung eröffnen.“

Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete nach der Parteitagseröffnung, Kim werde mit absolutem Vorrang eine «blühende Nation» schaffen. Unklar war zunächst, mit welchen Gefolgsleuten er das vorhat. Spekuliert wird, dass er seine jüngere Schwester Kim Yo Jong praktisch zur zweitmächtigsten Person des Regimes befördert. Die auf Ende 20 geschätzte Kim Yo Jong ist stellvertretende Abteilungsleiterin im Zentralkomitee der Partei und wurde zuletzt mehrmals bei öffentlichen Terminen an der Seite ihres Bruders gesehen.