Blog heizt Debatte an

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Ist US-Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney ein Steuertrickser oder nicht? Ein Blog veröffentlichte dazu fast 1000 angebliche Finanzakten des Multimillionärs. Dazu sorgt ein "Romney-Girl"-Video für Furore.

Wenige Tage vor seiner Nominierung bleiben die Steuerpraktiken des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney Reizthema in den USA. Am Donnerstag (Ortszeit)stellte der New Yorker Blog „Gawker“ (übersetzt: Gaffer) 950 angebliche Finanzunterlagen des Multimillionärs ins Internet. Sie sollen belegen, dass Romney sein auf 250 Millionen Dollar geschätztes Vermögen auf legale Weise mit einem unübersichtlichen Netz von Investitionen über Jahre an den US-Steuerbehörden vorbeigelenkt hat.

Die Bilanzberichte und Vermögensaufstellungen betreffen hauptsächlich Romneys 1984 gegründete Investmentfirma Bain Capital sowie deren Tochterfirmen. Viele Dokumente weisen auf Anlagen auf den Cayman Inseln oder in Luxemburg hin. Nach dem Material zieht der ehemalige Gouverneur von Massachusetts selbst 13 Jahre nach seinem Ausscheiden aus der Firma weiter Gewinne. Er soll mehrfach riskant spekuliert haben. Einige der veröffentlichten Details hatte bereits das Magazin „Vanity Fair“ im Juli publiziert.

Romneys Steuern sind seit längerem Thema im US- Wahlkampf. Präsident Barack Obama hatte seinen Rivalen mehrfach aufgefordert, seine Unterlagen transparent zu machen. Romney lehnt dies bislang ab. Er erklärte wiederholt, er habe nie weniger als 13 Prozent Steuern bezahlt. Das ist prozentual deutlich weniger, als Millionen Arbeitnehmer in den USA zahlen müssen. Dort werden nämlich Kapitaleinkommen geringer besteuert als Einkünfte aus Arbeit.

Um Romneys Steuerpraxis geht es auch um ein Wahlkampf-Video, das für Kontroversen bis hin in die Schweiz gesorgt hat. In dem Streifen, den eine private Organisation produzierte und ins Internet stellte, tanzt eine junge Frau als „Romney Girl“ im Dirndl um einen Mann, der den republikanischen Spitzenkandidaten Mitt Romney darstellen soll. Sie singt zu den Tönen des 1997er Pop-Hits „I’m a Barbie Girl“ und bezieht sich dabei auf Vorwürfe, nach denen der Multimillionär Teile seines Reichtums in Schweizer Banken gebunkert haben soll, um Steuern zu sparen.

Ein Sprecher des Schweizer Außenministeriums in Bern, Renz Tilman, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die Botschaft in Washington im Wahlkampf-Hauptquartier von Präsident Barack Obama beschwert habe. Sie habe gegen die Ausstrahlung von Spots interveniert, „welche den Eindruck vermitteln, dass die Tatsache, ein Bankkonto in der Schweiz zu haben, an sich schon anrüchig sei und in jedem Fall dazu dienen würde, Geld vor dem Fiskus zu verstecken“.