Mehr als 2000 Fabriken in China wegen Smogs geschlossen

Mehr als 2000 Fabriken in China wegen Smogs geschlossen
(Reuters/Damir Sagolj)

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Als Maßnahme gegen den gesundheitsgefährdenden Smog in Peking haben die Behörden der chinesischen Hauptstadt die vorübergehende Schließung hunderter Fabriken angeordnet.

Die Behörden ordneten die Schließung von 2100 besonders stark umweltverschmutzenden Firmen an, wie die Zeitung „China Daily“ am Dienstag berichtete. Den Einwohnern der Stadt wurde empfohlen, nicht nach draußen zu gehen. In Peking und Shanghai wurden mehr als 30 Flüge gestrichen. Peking lag am Dienstag weiter unter einer dicken grauen Smog-Schicht. Dabei erreichten die Werte für den besonders gesundheitsgefährdenden PM2,5-Feinstaub bis zu 634 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch in der Provinzhauptstadt Jinan, die hunderte Kilometer von Peking entfernt liegt, lagen die Werte bei mehr als 400 Mikrogramm. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass ein Grenzwert von durchschnittlich 25 Mikrogramm über den Tag verteilt nicht überschritten werden soll.

Das Umweltdesaster kommt just zu dem Zeitpunkt, an dem bei der UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris um ein Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung gerungen wird. Chinas Staatschef Xi Jinping hatte dort „Taten“ zur Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgas-Emissionen zugesichert. Treibhausgase – wie etwa Kohlendioxid – und Feinstaub beeinflussen das Klima zwar unterschiedlich, entstehen aber beide unter anderem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Die Pekinger Bürger spürten am Dienstag wieder am eigenen Leib die Folgen der Umweltverschmutzung. Die Behörden der Hauptstadt wiesen Kindergärten und Schulen an, auf Aktivitäten im Freien zu verzichten, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Ältere Schüler durften demnach zu Hause bleiben und erhielten Online-Unterricht.

Fluggesellschaften strichen mehr als 30 Flüge, die in Peking und in der ostchinesischen Wirtschaftsmetropole Shanghai starten sollten. Viele der ausgefallenen Verbindungen sollten in die Provinz Shaanxi gehen, der wichtigsten Kohleförderregion Chinas. Besonders kleine Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und sind für die menschliche Gesundheit hochriskant. In China wird die zunehmende Umweltverschmutzung inzwischen für hunderttausende Todesfälle verantwortlich gemacht, etwa durch Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs.

Die größten Luftverschmutzer sind Kohlekraftwerke, Industrieanlagen und der mit dem wachsenden Wohlstand rasant zunehmende Autoverkehr. Trotz des anhaltenden Smogs hielt Peking die seit Sonntag geltende zweithöchste Warnstufe „Orange“ aufrecht. „Rot“, die höchste von vier Stufen, würde die Schließung von Schulen nach sich ziehen und die Hälfte der Autos von den Straßen verbannen.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, die Luftverschmutzung in Peking bedrohe „die Gesundheit von hunderten Millionen Bürgern“. Das „unzureichende Warnsystem“ der chinesischen Hauptstadt habe „das Problem verschlimmert“. Kritik an der Luftverschmutzung wurde auch in offiziellen chinesischen Medien laut. „Atemlos. Sprachlos“, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua im Kurzbotschaftendienst Twitter – allerdings ist Twitter in China nicht zugänglich. Im chinesischen Kurzbotschaftendienst Sina Weibo schrieb ein wütender Bürger: „Ich denke, sie haben Angst vor den hohen Kosten einer Alarmstufe Rot und den Schwierigkeiten, sie umzusetzen.“