Araber an Banken interessiert

Araber an Banken interessiert
(Tageblatt/Martine May)

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Die wirtschaftliche Darstellung Luxemburgs in den arabischen Ländern bedarf einer Veränderung, so Wirtschaftsminister Jeannot Krecké .Gleichzeitig kündigt er an, dass "mit Katar noch etwas kommen wird".

Die erste Phase des Werbens Luxemburgs in den arabischen Ländern besteht nach Auffassung der Wirtschaft darin, Luxemburg überhaupt bekannt zu machen und persönliche Kontakte herzustellen. Wirtschaftsminister Jeannot Krecké: „Die Entwicklung der Beziehungen läuft immer auf persönlicher Ebene. Es hängt entscheidend davon ab, wie sich die Regierenden zweier Länder verstehen“.

Im Falle Abu Dhabi zeige sich das an den herzlichen Beziehungen zwischen Außenminister Asselborn und Scheich Abdul al Nayan oder an dem Verständnis zwischen Scheichin Hubna, der Außenhandelsministerin und ihm. In der Darstellung Luxemburgs habe man insbesondere, was die Vereinigten Arabischen Emirate oder etwa Katar oder Bahrein angehe, auf die offizielle Präsentation gesetzt. Das heißt, man habe mit großen Präsentationen gearbeitet. Krecké gab auf Nachfrage zu, dass man ganz bewusst die Vereinigten Arabischen Emirate für eine gewisse Zeit in den Vordergrund gestellt und hier einen Schwerpunkt gesetzt habe.

Neue Strategie

Die Eröffnung einer Botschaft in Abu Dhabi und damit erstmals eine diplomatische Vertretung auf der arabischen Halbinsel scheint nun aber den Schlusspunkt unter diese erste Phase zu setzen. Krecké: „Im Wirtschaftsbereich müssen wir hier (in Arabien) zukünftig anders arbeiten. Es kann sich nicht darum handeln, große Präsentationen vorzunehmen, weil man uns nun kennt. Im (wirtschafts)politischen Bereich müssen wir nun auf den persönlichen Kontakt setzen.“ Er selbst habe während der Wirtschaftmission in Abu Dhabi und in Dubai sehr interessante Gespräche im kleinen Kreis mit maximal sechs Personen bei Frühstücken, Mittag- und Abendessen geführt. Auf diese Weise würde nun in einer zweiten Phase vertieft, was zuvor mit großen, offiziellen Veranstaltungen begonnen habe.

Krecké sprach mit den Vorstandsvorsitzenden von Industrie-Unternehmen und von Investitionsgesellschaften. In den Gesprächen sei bemerkt worden, was Luxemburg mit Katar mache. Aus den Äußerungen von Krecké wurde deutlich, dass in Abu Dhabi und in Dubai zumindest große Überraschung geherrscht habe, als bekannt wurde, dass Katar sich in Luxemburg bei der Cargolux eingekauft habe und mit der KBL eine Bankengruppe und mit der Dexia BIL eine Schalterbank mit angeschlossenem Privatbankgeschäft übernehmen werde.

Neues aus Katar

Es sei auch offen angesprochen worden, dass man geneigt sei, Ähnliches mit Luxemburg zu machen wie Katar. So habe man Interesse daran gezeigt, möglicherweise Banken zu übernehmen, wenn sich die Situation ergäbe. Solche Gespräche im kleinen Kreis zeigten nun deutlichere Ergebnisse, sagte der Wirtschaftsminister, der gleichzeitig darauf hinwies, dass auch in diesen persönlichen Gesprächen immer erst einmal Interesse am Standort Luxemburg geweckt und Vertrauen geschaffen werden müsse.

Luxemburg hat seit gut 15 Jahren kein Industrie-Unternehmen mehr mit einer Produktion für eine Ansiedlung in Luxemburg interessieren können. Krecké deutete an, dass sich dies nun ändern könne. Er habe entsprechende Kontakte geknüpft. Auch die Beziehungen zu Katar würden weiter intensiviert, sagte der Minister. „Hier kommt noch etwas“. Minister Krecké wollte sich auf nähere Einzelheiten nicht einlassen und würgte Spekulationen ab. Krecké, der zum 1. Februar 2012 zurücktritt, war der Meinung, dass sich diese Entwicklung nicht zurückschrauben lasse und dass sein Nachfolger ebenfalls intensiv an der wirtschaftlichen Darstellung Luxemburgs im Ausland arbeiten werde.

Aus der Umgebung des Ministers war zu hören, dass man intensiv an den Beziehungen zu Katar arbeite, aber auch im Libanon und in Israel an der Darstellung des Großherzogtums. So bereite man Messe-Auftritte in Katar und im Libanon vor.