Anti-Terror-Einsatz in Österreich

Anti-Terror-Einsatz in Österreich
(AFP)

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Österreichs Polizei nimmt bei einem Großeinsatz 14 mutmaßliche IS-Anhänger fest. Die Verdächtigen wollten offenbar eine Dschihadistengruppe aufbauen.

Bei einem umfangreichen Anti-Terror-Einsatz hat die österreichische Polizei 14 mutmaßliche Gefolgsleute der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen. An den lange vorbereiteten Razzien in Graz und Wien seien rund 800 Polizisten beteiligt gewesen, teilte die Grazer Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.

Berichten zufolge sollen die Festgenommenen versucht haben, ein schlagkräftiges Dschihadisten-Netzwerk in Österreich aufzubauen. Die Verdächtigen stammen nach Justizangaben aus Bosnien, Mazedonien, Bulgarien und Syrien; zudem seien drei Österreicher mit Migrationshintergrund darunter.

Dschihadisten-Netzwerk

Drei der Festgenommenen seien Frauen, bei mindestens zwei von ihnen handle es sich um die Ehefrauen anderer Festgenommener. Welche Erkenntnisse zu dem Zugriff geführt haben, wollte die Staatsanwaltschaft unter Verweis auf laufende Ermittlungen zunächst nicht mitteilen.

Österreichische Medien berichteten unter Berufung auf Justizkreise, dass die Ermittler nicht von einem unmittelbar bevorstehenden Anschlag ausgingen. Nach Informationen der „Kronen Zeitung“ sollen die Verdächtigen versucht haben, das Dschihadisten-Netzwerk des gebürtigen Bosniers Mirsad Omerovic weiterzuführen, der im vergangenen Juli wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung in Österreich zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war.

Schlüssel-Figur der IS-Propaganda

Das Straflandesgericht Graz hatte Omerovic, der unter dem Namen „Ebu Tejma“ auftrat, für schuldig befunden, einer terroristischen Vereinigung angehört und andere zu Terrorakten angestiftet zu haben. Die Anklage hatte ihn als Schlüssel-Figur der IS-Propaganda in Österreich eingestuft. Ihm wurde zur Last gelegt, dutzende junger Männer für den gewaltsamen Dschihad rekrutiert zu haben. Mehrere von ihnen hätten sich dem Kampf des IS in Syrien angeschlossen.

Mit dem Fall des 17-Jährigen, der am Freitag unter Terrorverdacht in Wien festgenommen worden war, hatten die neuerlichen Razzien nach offiziellen Angaben nichts zu tun. Es gebe keinerlei Verbindungen zwischen dem 17-Jährigen und den nun Festgenommenen, sagte der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl.

90 Rückkehrer

Der Fall des Jugendlichen hatte auch in Deutschland für Aufsehen gesorgt, weil einen Tag nach dem Zugriff in Wien ein mutmaßlicher Komplize im nordrhein-westfälischen Neuss festgenommen worden war.

Das österreichische Innenministerium schätzt die Zahl der Dschihad-Anhänger, die nach Syrien oder Irak ausgereist sind oder ausreisen wollten, auf rund 300. Die meisten von ihnen sollen bosnischer oder tschetschenischer Herkunft sein. Rund 40 von ihnen sollen in Syrien oder dem Irak ums Leben gekommen sein, etwa 90 seien aus den Konfliktgebieten nach Österreich zurückgekehrt.