644 verlieren Job in Trinidad und Tobago

644 verlieren Job in Trinidad und Tobago
(F.aussems)

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Der Luxemburger Stahlkonzern ArcelorMittal hat am Freitag sein Stahlwerk in Trinidad und Tobago geschlossen und 644 Arbeiter nach Hause geschickt.

Das Stahlwerk soll sich Medienberichten zufolge in Liquidation befinden. Die karibische Presse berichtet seitdem über dramatische soziale Auswirkungen.

Die Schließung hatte sich bereits im Dezember vergangenen Jahres angedeutet, als ArcelorMittal Mitarbeiter entließ. Ein Gericht auf der Karibik Insel hat den Konzern deswegen zwischenzeitlich zu einer Geldstrafe von 24.000 Dollar verurteilt . Die im Dezember 2015 entlassenen Stahlwerker müssen bis Februar 2016 weiter bezahlt werden, meldet die karibische Presse.

Billigere Importe aus China und der Türkei

ArcelorMittal schließt das Stahlwerk in Point Lisas aus einer Reihe von Gründen. „Eine Kombination von lokalen und internationalen Gründen hat zu der Entscheidung geführt, das Stahlwerk zu schließen“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, die in karibischen Medien zitiert wird. Die Situation des Werkes habe sich seit der zweiten Hälfte 2015 dramatisch verschlechtert. Export orientiert in Richtung Zentralamerika sei das Unternehmen mit einer Erhöhung der Importe um 23 Prozent aus China und der Türkei auf diesen Märkten in Zentralamerika und in der Karibik konfrontiert gewesen. Die Importe aus China und der Türkei seinen erheblich billiger gewesen.

Im Jahre 2014 habe Point Lisa Verluste von 55 Millionen Dollar produziert. Der Verlust sei im vergangenen Jahr auf 281 Millionen Dollar angestiegen. Der Schuldenberg des Unternehmens belaufe sich auf 1,2 Milliarden Dollar. Die Situation des Unternehmens habe sich nicht bessern können, weil gleichzeitig in Trinidad und Tobago die Gas und Strompreise erhöht worden seien. Die Hafengebühren hätten vor einer Erhöhung gestanden. Addiert mit den Unternehmenssteuern und Grundsteuern sei ein nachhaltiges Geschäft ohne Verluste nicht mehr möglich gewesen, argumentiert ArcelorMittal.

Einen Monatslohn als Abfindung

Weit entfernt von europäischen Vorstellungen von Sozialplänen will das Unternehmen alle Mitarbeitern – egal, ob sie sechs Monate oder 25 Jahre im Unternehmen tätig waren – einen Monatslohn als Abfindung bezahlen, melden Medien. In der Mitteilung des Konzerns heißt es, dass die Mitarbeiter alle gesetzlichen Leistungen erhalten und ArcelorMittal als Gläubiger des Stahlwerks sie an möglichen Erlösen aus dem Liquidationsprozess beteiligen will.

Der Gewerkschaftsvorsitzende erzählt, dass die Krankenversicherung, die ArcelorMittal seinen Mitarbeitern bezahlt habe, unmittelbar mit der Schließung des Werkes gestoppt worden sei und die Mitarbeiter nun ihre Arztrechnungen nicht bezahlen könnten. „Hier weinen Frauen. Leute haben ihre Kinder in der Universität und in Schulen. Sie denken darüber nach, ihre Autos zu verkaufen, um die Raten für das Haus und die Bildung der Kinder bezahlen zu können. Niemand weiß, wie das nun mit der Rente (Pensionsfonds des Unternehmens) sein wird. Ich habe 200 Leute vor mir stehen, die mir ihre Situation erzählen. Das ist ein Gefühl von überwältigender Hoffnungslosigkeit“.

Rabatt für Kapitalerhöhung

ArcelorMittal will Anleger mit einem hohen Rabatt für seine Kapitalerhöhung gewinnen. Der Konzern bietet die neuen Anteilsscheine zu einem Stückpreis von 2,20 Euro an, wie er am Freitag mitteilte. Das entspricht einem Rabatt von 35,3 Prozent. Altaktionäre haben das Recht, für zehn bisherige Papiere sieben neue zu zeichnen. Das Bezugsrecht ist handelbar, heißt es in einer Veröffentlichung des Konzerns von Freitag. Die Kapitalerhöhung war am vergangenen Donnerstag in einer außerordentlichen Aktionärsversammlung in Luxemburg mit einer Mehrheit von 97 Prozent der anwesenden Stimmen beschlossen. Vertreten waren 52 Prozent der 1,8 Milliarden Aktien. Die Familie Mittal beteiligt sich mit 1,1 Milliarden Euro an der Kapitalerhöhung, um ihren Anteil von 37 Prozent am Konzern zu halten. Die Aufstockung beläuft sich auf drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro).

Luxemburg denkt nach

Zweitgrößter Aktionär mit einem Anteil von 2,2 Prozent der ungefähr 1,8 Milliarden Aktien des ArcelorMittal Konzerns ist der luxemburgische Staat zweitgrößter Aktionär. Luxemburg besitzt davon etwa 3,96 Millionen Aktien. Unter Berücksichtigung des Erhöhungsverhältnisses von zehn alten Aktien zu sieben neuen müsste Luxemburg ungefähr 5,9 Millionen Euro ausgeben, um seinen Anteil zu halten. Luxemburg würde dann nach dieser überschlägigen Rechnung etwa 6,7 Millionen Aktien von ArcelorMittal besitzen, aber immer noch nur 2,2 Prozent des Kapitals. Nach einer Meldung des Radiosenders 100,7, die von Tageblatt online aufgenommen wurde, denkt die Regierung derzeit darüber nach, ob sie an der Kapitalerhöhung teilnehmen soll. Sie will in Verhandlungen mit ArcelorMittal zwei wesentliche Zusagen erzielen: Der Konzern bleibt mit seinem Sitz in Luxemburg. Der Konzern kommt der Regierung beim Erwerb von ArcelorMittal Gelände preislich entgegen.

Kraftwerksverkauf in Fos

Einer unbestätigten Meldung der französischen Tageszeitung Le Monde zufolge will ArcelorMittal das Kraftwerk zur Energieversorgung des Stahlstandortes Fos verkaufen. Der Konzern hatte im Geschäftsjahr 2015 einen Verlust von 7,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. In einem Interview mit der französischen Wirtschaftszeitung Les Echos hatte der Vorstandsvorsitzende Lakshmi Mittal erklärt, dass er ein Kostenreduzierungsprogramm auflegen werde, um das Unternehmen aus der schwierigen Situation herauszuführen. Arbeitsplätze sollten nach Möglichkeit nicht abgebaut werden.