Verräter oder Held?

Verräter oder Held?
(jan Woitas)

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Antoine Deltour, der Whistleblower des LuxLeaks-Skandals, steht in Luxemburg wegen Geheimnisverrats (u.a.) vor Gericht. Die Steuer-Rulings, die er aufdeckte, verstießen gegen kein Gesetz. Sie halfen internationalen Konzernen, keine Steuern in jenen Ländern zu zahlen, wo sie ihren Gewinn machten. Dies alles mit dem Segen der luxemburgischen Steuerbehörde.

Jean-Philippe Schmit jpschmit@tageblatt.lu

Trotzdem war der Aufschrei groß, als die Geschichte öffentlich wurde. Einige internationale Unternehmen mussten nur lächerliche 0,4 Prozent Einkommensteuer zahlen, während kleine Firmen am regulären Steuersatz von 29 Prozent nicht vorbeikamen. Dies war in den Augen vieler eine Ungerechtigkeit, die nicht zu rechtfertigen ist. Wohl legal, aber unethisch.

Antoine Deltour handelte gegen das Gesetz, als er firmeninterne Daten kopierte und einem Journalisten zur Verfügung stellte. Durch die Veröffentlichung wurden die OECD und die EU auf die Praktiken aufmerksam und stellten Untersuchungen an. Neue Gesetzesbestimmungen wurden daraufhin umgesetzt.

Antoine Deltour legitimiert seine Tat dadurch, dass ohne ihn diese unfairen Praktiken weiterhin angewendet würden. Ist er nun ein Held, der eine Haftstrafe riskiert, um die Welt gerechter zu machen, oder ein Verräter, der der Reputation Luxemburgs Schaden zugefügt hat?

Die Antwort lautet: Sowohl als auch.