Sonst keine Probleme?

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Space Mining nicht vorschnell als Hirngespinst abtun

Immer dann, wenn ein Thema in der Politik auftaucht, das nicht in den ungeschriebenen klassischen Katalog der Felder passt, mit denen sich Politiker zu beschäftigen haben, steht die gleiche Frage im Raum und in den Kommentarspalten der Online-Zeitungen: „Haben wir denn sonst keine Probleme?“

Die Antwort: „Doch, haben wir.“ Sicher haben wir andere Probleme als das Space Mining. Um sich dies vor Augen zu führen, reicht es, den Versuch zu unternehmen, um 9 Uhr morgens an einer Konferenz auf Kirchberg teilzunehmen. Oder eine Wohnung zu finden und danach noch genug Geld zum Leben zu haben. Oder aber den Blick nach Frankreich zu richten, wo demnächst Wahlen stattfinden.

Zu der Antwort muss aber hinzugefügt werden: „Wir können und sollten mehrere Probleme gleichzeitig angehen.“ Immerhin gibt es mittlerweile mehr als sieben Milliarden von uns und ein nicht unerheblicher Teil von uns ist dann doch recht klug. Wir sollten durchaus in der Lage sein, mehrere Probleme gleichzeitig anzugehen. Das ist auch sinnvoll. Weil einige Probleme die gleiche Ursache haben und wiederum andere eine Vielzahl von Ursachen. Probleme existieren nicht losgelöst voneinander.

Warum also das Space Mining voreilig als unnützes Phantasma eines Ministers abtun, der den Kopf in den Wolken hat? Neue Herausforderungen in bisher unbekannten Gefilden fördern die wissenschaftliche Innovation. Wissenschaftler weltweit forschen am Space Mining. Zum Beispiel an optischen Analysegeräten oder, wie die Firma Blue Horizon, an biologischen Lebenserhaltungssystemen für die Raumfahrt. Selbst wenn alles schiefgeht und nie ein Gramm Rohstoff gefördert wird, hat es die Wissenschaft weitergebracht.

Technische Innovationen, die den Weg aus dem Weltall in unser irdisches Leben finden, haben schlichtweg das Potenzial, unseren Alltag zu vereinfachen. Stichwort GPS. Die satellitengestützte Ortungstechnik sorgt genauso dafür, dass wir mittels Navigationssystem den Weg in den Urlaubsort finden wie den nächsten One Night Stand per Tinder oder Grindr. Es kommt darauf an, was man daraus macht.

Genauso kommt es beim Schürfen im Weltall darauf an, was man daraus macht. Wenn sich derzeit die Diskussion eher mit dem „Dafür“ oder „Dagegen“ befasst, sollte man sich eher in Richtung „Wie“ bewegen. Wenn Space Mining passiert, wie wollen wir davon profitieren? Soll das Space Mining zu einem zweiten Finanzsektor werden, der für Otto Normalverbraucher ein Buch mit sieben Siegeln ist, dessen Steuern aber einen hohen Lebensstandard in Luxemburg ermöglichen? Was kann die Universität dazu beitragen? Wie werden die Innovationen, die für das Weltall entstehen, am Boden eingesetzt werden? Wollen wir eine rein kommerzielle Nutzung des Weltalls und müssten die Ressourcen nicht eigentlich allen Menschen zugute kommen? Das Gutachten des Staatsrats zum Gesetzesentwurf etwa wirft eine Menge Fragen auf, die als Anregung zum Weiterdenken dienen können. Es gilt also, die Idee weiterzudenken, anstatt sie zu verdammen.

ygreis@tageblatt.lu