Prekäre Lage

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Mays merkwürdige Allianz mit der DUP

Kein anständiger Mensch geht eine Koalition mit Homophoben ein. Theresa May führt aber genau dies im Schilde. Die nordirische „Democratic Unionist Party“ (DUP) ist in der aktuellen britischen Parteienlandschaft ein Freak. Gegründet wurde sie von dem sinistren Pastor Paisley, der als typischer Fire-and-Brimstone-Prediger im Namen unseres Herrn Jesus – ebenjenes „doux Jésus“, der laut Bibel seine Getreuen aufforderte, auch noch die andere Backe hinzuhalten – vornehmlich Hass predigte. Hass auf Katholen, Liberale, Abtreiberinnen und eben „Buggers“.

Zwar ist die heutige DUP nicht mehr ganz so rabiat, wie sie es während der „Troubles“ zu Paisleys Lebzeiten war, doch sagt es einiges über Mays prekäre Lage aus, dass sie nun mit diesen reichlich merkwürdigen Hinterprovinzlern ins Bett steigen muss, um an der Macht zu bleiben.

Doch mangelnde Prinzipienfestigkeit ist ja nun nichts Neues für Mrs. May: In Zeiten, in denen der Ruf von Berufspolitikern ohnehin schon nicht der beste ist, bediente sie die schlimmsten Klischees, als sie nach Camerons gescheitertem Referendum über Nacht ihr Mäntelchen wendete und sich an die Spitze der Brexiteers in ihrer Partei setzte.

Nun ist eines unbestritten: Nur Idioten ändern ihre Meinung nie. Und es ehrt einen Politiker durchaus, wenn er einsieht, dass seine bisherigen Überzeugungen ihn auf einen Irrweg geleitet haben und er deshalb seinen Kurs ändern muss.

Doch May hat gezeigt, dass sie im Grunde keine Überzeugungen hat und dass ihr der unbedingte Wille zur Macht als hauptsächlicher Kompass in politischen Dingen dient. Was natürlich nicht unbedingt eine sehr vaterländische Handlungsweise darstellt, da ein Politiker, der so vorgeht, meist seine eigenen Interessen vor jene der Nation stellt.
Immerhin, wesentliche Teile des britischen Elektorates waren nicht so dumm, wie sie dachte, sie durchschauten die „phony“ Patriotin und verpassten ihr den fälligen, hochverdienten Tritt in den Allerwertesten.

Wird sie demnächst gestürzt? „Ding dong, another witch is dead?“ Das erscheint indes alles andere als sicher. Sie hat nämlich durch ihre magistral vergeigte Wahl die britische Position gegenüber den EU-27 weiter geschwächt und selbst Buffo Boris dürfte wenig erpicht darauf sein, dass der voraussichtlich nicht sehr vorteilhafte Deal, der für die UK bei den Verhandlungen am Ende herausspringen wird, auf alle Ewigkeit mit seinem Namen unselig verbunden bleiben wird.

Die anglikanische Pfarrerstochter May wird also möglicherweise ihr Kreuz bis ganz hinauf nach Golgota schleppen müssen. Erst dort wird sie abserviert. Aber ihre evangelikalen Brüder in Christo von der DUP können ihr ja wenigstens beim Tragen helfen.

So viel Nächstenliebe sollte dann doch schon sein.