Postmoderne Ironie

Postmoderne Ironie
(AFP)

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Die Zeitlosigkeit von DFW

Der 2008 verstorbene David Foster Wallace ist unumstritten einer der wichtigsten Schriftsteller unserer Zeit. DFW kritisierte in seinen Essays u.a. die Art und Weise, wie das Fernsehen und die Werbebranche das subversive Element der postmodernen Ästhetik – die Ironie – absorbierten, um es zur eigenen Waffe zu machen.

jschinker@tageblatt.lu

So gelang es dem Neoliberalismus, ein neues Stadium des Zynismus zu erreichen: Man konnte ganz selbstironisch die eigenen kapitalistischen Ausbeutungsversuche in den rhetorischen Diskurs einflechten – und den Konsumenten trotzdem zum Geldausgeben bringen.

Dies passiert laut DFW immer dann, wenn eine Werbung augenzwinkernd zu verstehen gibt, dass sie sich der eigenen rhetorischen Kniffe bewusst wird, sie aber trotzdem einsetzt.

Auf intimer Ebene interpretiert DFW diesen inkonsequenten Einsatz der Metaebene als unfruchtbare Selbstanalyse: In seinen „Brief Interviews with Hideous Men“ gibt es ständig Figuren, die feststellen, dass sie schlechte Menschen sind. Und die dieses Bewusstsein dann als Ziel der Selbstanalyse im Raum stehen lassen – ohne was an ihrem Benehmen zu ändern.

Dieser Zynismus macht sich heute teilweise auch auf politischer Ebene bemerkbar: Man merkt, wie sehr rechtspopulistische Politiker von überall den leeren Figuren aus DFWs Welten ähneln. Auch sie unterlegen die Ironie dem Zynismus – und nutzen beide als rhetorisches Passepartout, um ihr verwerfliches Weltbild zu stützen.