Ohne Partei geht es besser

Ohne Partei geht es besser
(Alain Jocard)

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Immer mehr Personenkulte

Erst Trump, dann Brexit, vor einer Woche Macron (und der Versuch Le Pens), nun Österreichs Sebastian Kurz. Die Vergleiche hinken etwas, doch eine Gemeinsamkeit lässt sich ableiten: Immer spielten Parteien entweder keine oder eine nur untergeordnete Rolle.

aback@tageblatt.lu

Das Vertrauen in die alten, gewachsenen und oft verkrusteten Strukturen einer Partei scheint dahin. Österreich liefert nun ein weiteres Beispiel. Dort hat sich der 30-jährige Außenminister Sebastian Kurz seine Partei untertan gemacht. Die große konservative ÖVP gibt sich quasi auf, damit Kurz sie übernimmt. Denn Kurz wollte nur dann ÖVP-Chef werden, wenn sieben Bedingungen erfüllt werden.

Eine davon heißt, dass die Partei die vorgezogenen Neuwahlen als „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei“ angeht. Auch sonst erhält Kurz bislang ungekannte Macht und Befugnisse. Der Mann mit dem großen Ehrgeiz sagt künftig, was in der ÖVP Sache ist. Es ist jetzt seine Partei. Und wenn sie das nicht mehr sein will, wird er ihr den Rücken kehren und die Wähler werden dies auch tun. So zumindest die Kurz’sche Rechnung, die aufzugehen scheint.

Wenn sonst in der Politik die Devise galt „Ohne die Partei ist man nichts“, scheint es mittlerweile andersrum zu sein. Parteien entwickeln sich mehr und mehr zum Hemmschuh, da sie schlicht und einfach einen zu schlechten Leumund haben. Ein gutes Zeichen ist das nicht. Schon gar nicht, was politische Kontinuität und Berechenbarkeit betrifft.